Ein schneller Schokoriegel im Nachdienst oder schnell ein paar Pommes in der Pause. Wenn wenig Zeit zum Essen bleibt und der natürliche Schlafrhythmus gestört wird, hat das Auswirkungen auf den menschlichen Körper. Während aus der Forschung bereits hervor geht, dass sich Schichtarbeit auf den Hormonhaushalt und Schlaf auswirken kann, möchte das Projekt „Shift2Health“ tiefer gehende Zusammenhänge zwischen gesundheitlichen Problemen und Schichtarbeit ansehen. Denn allein in Österreich arbeite jeder Sechste in der Schichtarbeit. Im EU-Schnitt sind es sogar bis zu 60 Prozent der arbeitenden Bevölkerung.

EU-gefördertes Projekt

Daher wird das Projekt von der EU gefördert und wird in Österreich, Deutschland, Polen, Niederlande, Belgien, Dänemark und Italien umgesetzt. Die FH Joanneum ist dabei einer von 15 EU-weiten Projektpartnern. Das große Ziel: „Wir möchten Informationen zum Thema Schichtarbeit und Gesundheit generieren und daraus Strategien für Betriebe in Schichtarbeit entwickeln“, meint Dozentin Marlies Wallner.

Derzeit befindet sich das Projekt, das auf fünf Jahre anberaumt ist, im ersten Projektjahr. In einem ersten Schritt soll nun Online-Fragebogen, der von allen Schichtarbeitenden in der EU ausgefüllt werden kann, eine Datengrundlage schaffen. „Wir erwarten und hier ein paar tausend Rückmeldungen“, meint Wallner. Auch in diesem Fragebogen werden bereits Gesundheitsfaktoren wie der Schlafrhythmus und das Essverhalten abgefragt.

Suche nach 200 Schichtarbeitern

Für eine tiefergehende Studie ist die FH Joanneum zudem noch auf der Suche nach 200 Schichtarbeitenden aus dem Industriebereich. Anders als beim Online-Fragebogen müssen hier allerdings strenge Kriterien erfüllt sein. Denn: „Um klare Auswirkungen der Schichtarbeit sehen zu können, müssen Personen bereits seit längerem in der Schichtarbeit tätig sein, daher betrachten wir Personen, die seit mindestens drei Jahren in Schichten arbeiten“, sagt Wallner. Denn die Ergebnisse sollen schließlich mit jenen von Tagarbeitenden verglichen werden. Erhoben werden dabei neben Blutfett- und Blutzuckerwerten auch das Mikrobiom sowie der Hormonstatus der Probanden. Zudem sollen Riech- und Schmecktests Auskunft über die Lebensmittelpräferenzen der Probanden geben. Für diese Untersuchungen müssen Probanden rund zwei Stunden Zeit einplanen. Allerdings bekommen sie einen Teil der Ergebnisse zur Verfügung gestellt und bekommen damit auch einen Überblick über die eigene Gesundheit.

Die dabei erhobenen Geschmackspräferenzen spielen auch bei einem anderen Teil des Forschungsprojekte eine große Rolle, der hauptsächlich an der FH Joanneum umgesetzt wird. Der Entwicklung eines neuen Lebensmittels, das auf die Bedürfnisse von Schichtarbeitenden angepasst ist. „Wir möchten einen gesunden Snack entwickeln, es ist allerdings noch nicht sicher, ob wir uns dabei auf möglichst schnell aufnehmbare Lebensmittel oder um Lebensmittel handeln wird, die natürliches Melatonin enthalten und sich positiv auf den Schlaf auswirken“, meint Wallner.

Studierende integriert

Hier kommen auch die Studierenden der FH Joanneum ins Spiel. Denn sie sollen als Teil ihres Studiums die Erhebungen in Unternehmen durchführen, welche Anforderungen Schichtarbeitenden an Lebensmittel haben. Zudem haben Sie die Möglichkeit ihrer Bachelorarbeit aus dem Forschungsprojekt zu entwickeln und damit selbst eine Strategie zu dem Forschungsprojekt beizusteuern. Denn im Endeffekt soll durch die neu entwickelten Konzepte nicht nur Schichtarbeitende gesünder leben, sondern auch das Gesundheitssystem langfristig entlastet werden.

Der Beitrag ist im Rahmen der „Hellen Köpfe“, einer Zusammenarbeit mit den steirischen Universitäten, Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen, Joanneum Research und der steirischen Industrie, entstanden. Die inhaltliche Verantwortung liegt bei der Redaktion der Kleinen Zeitung.