Im steirischen Roten Kreuz bahnt sich ein Machtkampf um die Spitze an. Bei der Generalversammlung am 4. Juni in Graz, bei der turnusmäßig ein neues Präsidium gewählt wird, tritt auch eine „Reformgruppe“ an. Angeführt wird die Liste von SPÖ-Urgestein Siegfried Schrittwieser, ehemaliger Landtagspräsident, Vize-Landeshauptmann und Rotkreuz-Bezirksstellenleiter von Bruck-Mürzzuschlag. Am Mittwoch trat die mit prominenten Rotkreuz-Funktionären aus den Regionen gespickte Gruppe an die Öffentlichkeit.

„Wir treten nicht gegen jemand, sondern für etwas an“, erklärt der 71-jährige Thörler seine Motivation. Bei der derzeitigen Führung vermisse er und seine Mitstreiter Vertrauen, Transparenz, Offenheit und Wertschätzung gegenüber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Eines der Hauptanliegen sei es, gegen die Zentralisierung anzukämpfen. „Man will die Bezirke und Ortsstellen schwächen, wir lehnen das ab. Die Ortsstellen sind die Keimzellen für das Rote Kreuz.“ Er selbst war ja auch 33 Jahre lang Ortsstelleneiter von Thörl gewesen. Dementsprechend fordert er mehr Mitspracherecht für die Basis. „Jetzt ist es so, dass wir in keine Entscheidungen eingebunden werden.“

Politisches Gewicht

Im Fall, dass seine Liste gewählt wird, kündigt er ein stärkeres Auftreten gegenüber der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) als Tarifpartner und der Landesregierung als Geldgeber an. „Seit vielen Jahren fährt das Rote Kreuz im Krankentransport Millionenabgänge ein. Ich sehe nicht ein, dass das Rote Kreuz, das täglich Hilfe bringt, sich auch um das Abdecken der Abgänge kümmern muss“, so Schrittwieser zur Kleinen Zeitung. Alle paar Jahre die Tarife und den „Rettungseuro“ neu zu verhandeln, sei nicht der richtige Weg. „Da muss man ständig mit den politisch Verantwortlichen im Gespräch bleiben.“ Nachsatz: „Da ich alle kenne, können sie damit rechnen, dass ich öfters bei ihnen auftauche.“

Der amtierende Präsident Werner Weinhofer bekommt Konkurrenz
Der amtierende Präsident Werner Weinhofer bekommt Konkurrenz © Fischer/stelzl

Schrittwieser hebt hervor, dass sich an der Spitze seiner Liste nur Personen aus der Rettungsorganisation befinden, durchwegs aktive oder ehemalige Bezirksstellenleiter. Darunter: Otto Marl (Liezen), Roland Antal (Leibnitz), Michael Gruber (Fürstenfeld) und Christian Rath (Feldbach). Als Chefarzt kandidiert der ehemalige Vizepräsident Berthold Petutschnigg, im Verbandsausschuss finden sich unter anderem auch der scheidende Bezirkshauptmann von Liezen, Christian Sulzbacher, und Knittelfelds Bürgermeister Harald Bergmann (SPÖ). Auch der SP-nahe Ex-Kages-Vorstand Ernst Fartek ist mit von der Partie. Dass sich keine Frau auf der Liste findet, bedauert Schrittwieser. Es habe aber bisher noch keine Frau einen steirischen Rotkreuz-Bezirk geleitet. „Von außen hätte ich sicher jemanden gekriegt.“

Weinhofer 2019 knapp bestätigt

Am 4. Juni in der Grazer Seifenfabrik werden die rund 170 Delegierten wohl zwischen zwei Angeboten wählen können. Vermutlich wird sich auch das amtierende Team rund um Werner Weinhofer wieder der Wahl stellen. Bei der letzten Wahl 2019 in Frohnleiten gab es für Weinhofer bereits heftigen Gegenwind vor allem aus der Obersteiermark, aber noch keinen Gegenkandidaten. Er wurde damals mit 85 zu 55 Stimmen bestätigt.