Tausende Fans jubeln bei Konzerten ihren Lieblingskünstlerinnen und -künstlern zu, die Texte werden aus dem Effeff beherrscht. Hunderte Menschen sorgen hinter, unter und vor der Bühne oft unerkannt dafür, das Erlebnis sowohl für Band als auch Publikum unvergesslich zu machen. Die international bekannte Pop Punk-Band All Time Low aus dem amerikanischen Baltimore holte sich Unterstützung aus der grünen Mark. 2023 nahm die Gruppe den Tontechniker Roland Schilcher mit auf Tour – als einzigen Österreicher.

Eigentlich kommt der gebürtige Judenburger aus der IT, seine Liebe zur Musik entdeckte er durch Zufall. „Ich mochte Green Day ganz gerne und habe dann irgendwann einfach angefangen Gitarre zu spielen, mich zum Üben richtig in meinem Zimmer eingesperrt, aber irgendwie wusste ich, Rockstar werde ich keiner“, schmunzelt der 32-Jährige. Das Interesse an der Musik ließ ihn dennoch nicht los, auch die Vorstellung, von Früh bis Spät vor dem PC zu sitzen, behagte Schilcher nicht. „Bei Konzerten habe ich mich auch gefragt, warum der Sound auf Konzerten nicht so gut ist“, lacht er. Aus diesem Grund zog es ihn 2011 für sein Tontechnik-Studium nach Wien.

Auch beim Konzert im legendären Red Rocks Amphittheater war Schilcher dabei
Auch beim Konzert im legendären Red Rocks Amphittheater war Schilcher dabei © Guadalupe Bustos

Tourleben: Weniger wild als gedacht

Mit seinem eigenen Showtechnik-Unternehmen erfüllte sich der Murtaler schließlich einen kleinen Traum. In-Ears für Musiker, Sound- und Lichttechnik, bei Schilcher wird die Musikbranche in Sachen Ausrüstung für die perfekte Show fündig. „Wenn du etwas machst, das dir solchen Spaß macht, fühlt es sich nie wie Arbeit an“, sagt er. Josh, Seiler und Speer, Wanda, die österreichische Musikriege geht bei Schilcher ein und aus. Am Nova Rock 2015 liefen die Fäden erstmals bei All Time Low zusammen. „Dort habe ich ihren Showtechniker Phil kennengelernt“, erinnert er sich – eine Bekanntschaft, die sein Leben einige Jahre später auf den Kopf stellen sollte. Denn als die amerikanische Band für ihre Europa-Tour 2023 einen Techniker benötigte, kam der Steirer zum Zug.

Jede Nacht sorgte Schilcher für Band und Fans für den richtigen Sound
Jede Nacht sorgte Schilcher für Band und Fans für den richtigen Sound © Guadalupe Bustos

Fünf Wochen lang reiste der 32-Jährige quer über den Kontinent, „14 Stunden-Tage waren ganz normal“, erzählt er. „Das Tourleben ist deshalb nicht so aufregend und wild, wie man sich das immer vorstellt“, fügt er augenzwinkernd hinzu. Teil der Crew zu sein, ein tolles Gefühl für Schilcher. „Für diese Erfahrungen werde ich immer dankbar sein. Ein großer Teil des Teams hat schon mit zahlreichen internationalen Künstlern gearbeitet.“ Die Europa-Tour neigte sich dem Ende zu, doch für Schilcher ging die Reise weiter, denn die Band nahm den Steirer in weiterer Folge auch mit in die USA.

Klassentreffen der Superstars

Ein Highlight für den passionierten Showtechniker: Das „When We Were Young“-Festival in Las Vegas. Bands wie 5 Seconds of Summer, Blink 182 und Schilchers Inspiration Green Day gaben sich dort vor mehr als 75.000 Menschen die Klinke in die Hand. „Es war wie ein großes Klassentreffen und man bekommt Einblicke in die Arbeit von Kollegen, die man sonst nirgends bekommt. Die Art, wie Shows in Amerika aufgezogen werden, ist ganz anders, wie in Europa und Österreich“, sagt er. In wenigen Wochen habe er mehr in den USA mehr gelernt als in Österreich in zehn Jahren, sagt er. „Ich empfinde es als eine große Ehre, diese Chance geboten bekommen zu haben“, ist Schilcher voller Dankbarkeit. „Mit der Tour in den USA ist auch ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen.“ Er hofft, durch seine Kontakte weiter in der amerikanischen Showbranche Fuß fassen zu können, den Grundstein hat der Judenburger offensichtlich bereits gelegt.