Erst am Christtag war das charakteristische Rattern der von einer 570-PS-Turbine angetriebenen Rotoren wieder in den obersteirischen Bergen zu hören. Mit einer Alouette III flog das Bundesheer zu Lawinensprengungen auf die Planner- und die Tauplitzalm. Möglicherweise war das sogar der letzte Einsatz des legendären Flugsauriers. Am 31. Dezember endet offiziell der operative Flugbetrieb der Alouette III beim Bundesheer und damit auch am Fliegerhorst Fiala-Fernbrugg in Aigen im Ennstal. Und so neigt sich eine lange Ära dem Ende zu. Die ersten vier der einmotorigen Verbindungs- und Transporthubschrauber aus französischer Produktion wurden im Jänner 1967 beim Bundesheer in den Dienst gestellt, also vor 57 Jahren. Keine(r) flog länger.

Große Verabschiedung im Mai

Doch ganz am Boden bleiben die betagten Hochgebirgs-Lastentiere auch im neuen Jahr nicht. Das hat mit der Umstellung auf den Alouette-Nachfolger zu tun, dem AW-169 von Leonardo. Vor fast genau einem Jahr ist der erste dieser leichten Mehrzweckhubschrauber aus Italien in Aigen gelandet. Weil drei der Einsatzpiloten noch nicht darauf eingeschult worden sind, aber ihr vorgeschriebenes Stundenpensum absolvieren müssen, tun sie das eben auf dem alten Gerät. Die zehn noch verfügbaren Maschinen haben noch einige Restflugstunden auf dem Kasten, bevor sie das Ende ihrer technischen Nutzungsdauer erreichen. „Deshalb wird man die Alouette noch über dem Ennstal fliegen sehen“, erklärt Staffelkommandant Oberstleutnant Udo Koller. Sukzessive wird in den nächsten Monaten eine Alouette nach der anderen ausgeschieden. Eine letzte große Bühne wird ihnen aber noch geboten: Am 24. Mai findet das feierliche „Fly-out“ der Alouette III im Rahmen eines Tages der offenen Tür in der Kaserne Aigen statt, ein kleiner Formationsflug soll dabei zu sehen sein.

Ein AW-169 am Fliegerhorst Aigen im Ennstal. Vor genau einem Jahr kam die erste Maschine an
Ein AW-169 am Fliegerhorst Aigen im Ennstal. Vor genau einem Jahr kam die erste Maschine an © Christian Huemer

Was noch fehlt

Damit tut sich nun eine Lücke auf, die sich schon vor Jahren abgezeichnet hatte: Zwar sind inzwischen fünf (von letztendlich 36) AW-169 in Aigen und Langenlebarn (NÖ) angekommen und zehn heimische Piloten für diesen Typ fertig ausgebildet, von einer vollen Einsatzbereitschaft ist man aber noch weit entfernt. Such- und Rettungsflüge im Hochgebirge, Windenbergungen bei Nacht oder Lawineneinsätze, wie sie von Aigen aus mit der Bergrettung und anderen Einsatzorganisationen immer wieder durchgeführt werden, sind mit dem neuen Hubschrauber erst im Laufe des Jahres 2024 möglich. Da fehlt es einerseits noch an technischen Voraussetzungen, wie beispielsweise den Schneebrettern auf den Kufen, ohne die das Landen auf Schnee nicht möglich ist. Andererseits müssen die in Italien geschulten Piloten ihre Kenntnisse weiter festigen und auf die speziellen österreichischen Bedürfnisse anpassen. Auch das Zusammenspiel mit den Flugrettern und der Bergrettung muss erst eingeübt werden. Koller bittet daher um Geduld: „Die Sicherheit hat absolute Priorität.“ Man liege aber voll im Zeitplan und sei sogar überrascht, wie reibungslos alles bisher verlaufen ist.

Udo Koller im Cockpit des neuen Hubschraubers
Udo Koller im Cockpit des neuen Hubschraubers © Wilfried Rombold

In dieser Übergangszeit können die Hochgebirgsspezialisten aus Aigen kaum Assistenzeinsätze von ziviler Seite annehmen. Auch das militärische Einsatzspektrum bleibt auf Erkundungsflüge, Personen- und Materialtransporte beschränkt. „Such- und Rettungsflüge werden von Hörsching aus mit der AB-212 geflogen“, sagt Koller. Die Aus- und Fortbildung der Piloten soll nicht eingeschränkt werden, deshalb wurde der moderne Heeres-Heli bis auf wenige Ausnahmen (z.B. am Nationalfeiertag in Wien) auch nicht breit der Öffentlichkeit präsentiert. „Wir wollen ihn aber auch nicht verstecken“, betont Staffelkommandant Koller.

2028 ist die Flotte komplett

Bisher wurde ja ohnehin nur das Basismodell des Leonardo an die Luftstreitkräfte ausgeliefert, der wird als Verbindungs- und Schulhubschrauber Verwendung finden. Der sechste Hubschrauber wird im Februar erwartet, erst Ende nächsten Jahres landet der erste AW-169 mit Missionsausrüstung. Ihre volle Schlagkraft erreicht die neue Hubschrauberflotte im Jahr 2028, wenn der letzte von 36 Leonardos in Österreich angekommen ist. Zwölf davon werden in Aigen stehen, wo auch die Hubschrauberwerft angesiedelt ist.

Hier finden Sie noch einige historische Bilder von der Alouette III am Fliegerhorst Aigen, wo 2017 das 50-jährige Betriebsjubiläum gefeiert wurde: zur Bildergalerie.