Da sage noch einer, dass Österreich keine Kicker von Weltformat hat. Gut vier Meter ragt der eiskalte Kicker-Lackl im Zielstadion des Kreischbergs in die Höhe. Und an diesem Morgen sticht eine Dutzendschaft an freiwilligen Helfern auf ihn ein, damit schon ab Donnerstag die Weltelite im Freestyle Ski auf seinem Rücken um WM-Medaillen rittern kann. Doch von Fußball sind wir weit entfernt. Wenngleich dort, wo sich heute eine Vielzahl an großen und kleinen, breiten und schmalen Kickern (im Snowboard und Freestyle Ski werden Sprungschanzen so bezeichnet) aneinanderreiht, kurz vor Weihnachten noch die grüne Wiese wucherte.


„Es ist ein Wahnsinn, was hier in kürzester Zeit entstanden ist“ schwärmt Kreischberg-Boss Karl Fussi in seinem Büro mit Blick auf den Zielhang, wo es zwei Tage vor Beginn der FIS Freestyle Ski und Snowboard WM vor Menschen und Pistengeräten nur so wuselt. Mit mehr als 120.000 Kubikmeter Schnee wurde in wenigen Tagen eine Spielwiese für weltmeisterliche Bretthupferl-Athleten hingezaubert, wo sich ab Donnerstag knapp 1000 Athleten aus 42 Nationen in 24 Bewerben um Gold, Silber und Bronze matchen.

Für die Kursbauer aus allen Teilen der Welt, unterstützt von einer Hundertschaft an freiwilligen Helfern aus der Region, ist das ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn: „Zwei Tage Aufbauarbeit haben wir durch Wärme, Regen und Wind am Wochenende verloren“, erklärt Mario Rebernik vom USV Kreischberg, während er mit einem Bohrer Marke "Bitte nie beim Zahnarzt" Sicherheitszäune in den Schnee steckt. „Der Wind hat die Zäune zerstört, nun stellen wir sie neu auf.“ Er arbeitet dieser Tage wirklich rund um die Uhr: „In der Nacht bin ich Erzieher in der Berufsschule, am Tag auf der Piste.“


Ein paar Meter weiter sorgt ein internationales Trio mit Ecken und Kanten sowie olympischer Pistenbau-Erfahrung (Sotschi und Turin) für den letzten Feinschliff auf der Boardercross-Stecke. Anders aus Schweden verrichtet mit der grobschlächtigen Pistenraupe Millimeterarbeit an Kickern und Steilkurven – alles auf Anweisung von Robby und Alberto aus Italien, die nach Testfahrten mit ihren Boards den Neigungswinkel der Kicker so zurecht „shapen“, dass die Athleten sportlich abgehoben unterwegs sind, aber nicht über das Ziel hinausschießen.


Passend zur Holzregion Murau ist auch die Geräuschkulisse: Was nicht passt, wird mit Motorsägen und Fräsen passend gemacht. Selbst wenn dies nun 16-Stunden-Tage bringt, wie bei Wolfgang Weilharter, dem Architekt der 6,5 Meter hohen Halfpipe. Der Lokalmatador hat diese Ingenieurskunst, die nur wenige beherrschen, vor der Snowboard-WM am Kreischberg 2003 erlernt. Damit ist er nicht allein.


Tina Greul etwa, bei der im Race-Büro die Fäden von der Startnummernausgabe bis zur Zeitnehmung zusammenlaufen, hat sich von der Zettelträgerin 2003 bis zur Bereichsleiterin hochgearbeitet.
Dieser organisatorische Kraftakt trotz Wetterkapriolen sei nur möglich, weil ein Gutteil der 630 freiwilligen WM-Helfer (sie nahmen Urlaub, um unentgeltlich mitzuarbeiten) schon bei früheren Sport-Events in der Region Erfahrung gesammelt habe, sagt Sabine Stütz vom OK-Büro. Sogar ein Mann, der extra aus Kanada anreisen will, hat sich zum Mithelfen gemeldet – er wird heuer 80. Da sage noch einer, das sei nur ein Jugendsport.