Keine Frage, Österreichs Skispringer steht eine stressige Zeit bevor. Heute heben Damen und Herren beim Weltcup in Willingen in einen Mixed-Team-Bewerb, der zugleich als Generalprobe für die Olympia-Premiere gilt, ab. Samstag und Sonntag folgen noch je zwei Einzel-Konkurrenzen, ehe es für den gesamten rot-weiß-roten Springer-Tross am Montag Richtung Peking zu den Winterspielen weitergeht. Mit an Bord ist natürlich auch Sara Marita Kramer. Die 20-Jährige führt den Gesamtweltcup überlegen an und gilt in Zhangjiakou (das liegt rund 200 Kilometer von Peking entfernt auf 1700 Metern über Meereshöhe) als eine der größten rot-weiß-roten Medaillen-Hoffnungen.

Von der Skisprung-Anlage in der Millionenstadt zeigt sich die Salzburgerin begeistert: „Ich kenne das Stadion nur von Fotos, es sieht mega aus. Fast wie ein Videospiel, ein bisschen unrealistisch“, schwärmt Kramer, für die sich mit dem Start bei Olympia ein Kindheitstraum erfüllt. Schon bei der ÖSV-Einkleidung hätte ihr Herz höhergeschlagen: „Die fünf Ringe auf der Brust machen das Ganze schon noch spannender“, fiebert die Weitenjägerin ihrem Debüt entgegen.

Das Skisprung-Stadion in Zhangjiakou
Das Skisprung-Stadion in Zhangjiakou © AP

Trotz der Rolle als Favoritin macht sich Kramer keinen Druck („Ich fokussiere mich nur auf mich selbst, die Vorfreude überwiegt“) und will sich auch nicht durch die Pandemie aus dem Rhythmus bringen lassen: „Man darf sich deswegen nicht verrückt machen lassen, es braucht eben eine gewisse Balance. Ich habe mich zuletzt nur in meiner eigenen Wohnung aufgehalten und die Familienmitglieder nur mit Maske getroffen.“ Ganz kann die gebürtige Niederländerin das Thema Corona aber auch nicht zur Seite schieben: „Die Gewissheit, dass man es jederzeit bekommen kann, ist schwierig. Und es ist wohl der Albtraum eines jeden Sportlers, wenn er deswegen bei Olympia nicht an den Start gehen kann.“

Mentale Stärke durch Selbsterfahrung

Für Kramer sind die Spiele in Peking das zweite Großereignis nach der WM 2021 in Oberstdorf. Auch damals galt sie als Favoritin, verpasste aber im Einzel die Medaille. „Das war zäh, hat mir aber gezeigt, dass man es schaffen muss, punktgenau seine beste Leistung abrufen zu können.“ An die Unterstützung durch einen Mentaltrainer denkt sie nicht: „Ich habe für mich das Gefühl, dass ich das selber über das Sammeln von Erfahrungen lernen muss. Über Momente, die man erlebt. Und dazu gehören sowohl Siege als eben auch Niederlagen.“

Ob die verletzte Daniela Iraschko-Stolz nach Peking mitfliegen kann, soll sich spätestens bis Sonntag entscheiden.