In Oberstdorf herrschen ungewohnt warme Temperaturen, die Loipen sind nass und tief. Wie kommen Sie damit zurecht?
TERESA STADLOBER: Es ist eigentlich wie Anfang April. Im Schatten ist der Schnee gefroren, in der Sonne ziemlich tief. Aber wenn es nass ist, macht mir das nichts. Die Frage ist, wie tief es wird, denn das ist zum Laufen nicht angenehm.

Als Leichtgewicht sollten Ihnen die Verhältnisse aber entgegenkommen, oder?
STADLOBER: Das schon, aber prinzipiell mag ich lieber harten Schnee. Zweistellige Plusgrade kenne ich beim Langlaufen höchstens von den österreichischen Meisterschaften. Aber es wird für jeden gleich schwer und man muss sich eben bestmöglich darauf einstellen.

Können Sie sich vorstellen, mit kurzer Hose zu laufen?
STADLOBER: Ich hätte schon eine dabei, aber wenn es so tief und feucht ist, spritzt der aggressive Schnee auf die Beine und das ist nicht angenehm. Aber vielleicht laufe ich mit T-Shirt.

Es sieht ganz danach aus, als würde es eine Materialschlacht geben.
STADLOBER: Definitiv. Aber unser Serviceteam ist gut darauf eingestellt. Man hat im Sprint gesehen, dass die Österreicher sehr gutes Material hatten.

Was sind Ihre Erwartungen?
STADLOBER: Der Traum ist natürlich eine Medaille, aber sie hängen schon sehr hoch. Ich gehöre sicher nicht zu den Medaillenfavoritinnen, ich war heuer nie am Stockerl. Ich möchte für mich gute Rennen laufen, Ziel sind die Top Ten. Aber die Dichte ist brutal groß, es wird auch im Frauensport immer enger und spannender.

Heute vor zwei Jahren startete bei der WM in Seefeld die Operation Aderlass. Haben Sie die Geschehnisse noch im Kopf?
STADLOBER: Ich denke nur daran, wenn ich danach gefragt werde. Österreichs Langlauf ist wieder gut aufgestellt und ich bin sehr dankbar, dass wir noch einmal eine Chance bekommen haben.

Ihre Mutter Roswitha macht die Pressearbeit der Langläufer, Ihr Vater Alois ist Ihr Trainer und ORF-Kommentator und Ihr Bruder Luis als Ihr Skitester dabei. Ein echter Familienbetrieb.
STADLOBER: Ja, es ist voll cool, dass alle dabei sind, jeder hat so seine Aufgabe. Es ist schon ein richtiges Familienprojekt. Aber sie machen das umsonst, bekommen nur Kost und Logie.

Vermissen Sie im ÖSV-Team eine zweite Läuferin auf Ihrem Niveau?
STADLOBER: Es würde vieles erleichtern. Es braucht oft jemanden, wenn es im Training einmal zäher ist und man sich gegenseitig pushen kann. Oder bei Testwettkämpfen, damit man sieht, wo man steht.

Oberstdorf wird eine WM ohne Zuschauer. Stört sie das?
STADLOBER: Und wie! Es ist jetzt meine fünfte WM – und bisher war die Stimmung immer einzigartig. Aber das hier ist nicht WM-würdig. Oberstdorf tut mir leid – das haben sie sich nicht verdient. Aber wir Athleten sind natürlich froh, überhaupt ein WM zu haben.