Der Deutsche Ronny Ackermann startete 2003/04 als erster Kombinierer der Historie mit drei Siegen in Folge in die Saison. Beeindruckend. 16 Jahre später ist diese Marke nicht mehr als eine Zwischenstation auf dem Erfolgsweg von Jarl Magnus Riiber. Denn der Norweger demolierte in dieser Saison die Konkurrenz bis dato nach Belieben und ließ sich in den ersten fünf Rennen fünfmal als Gewinner feiern. Ganz so überraschend kommt diese Machtdemonstration nicht, war der 22-Jährige doch bereits im Vorjahr mit zwölf Weltcupsiegen und dem WM-Titel in Seefeld der alles überragende Athlet.

Insgesamt führen vor dem heute (12 Uhr) mit dem provisorischen Wettkampfsprung startenden Weltcup in der Ramsau vier Norweger die Gesamtwertung an. Woher die Überlegenheit kommt? „Ski und Schnee, Skisport, das ist Teil unserer Kultur, unseres Erbes. Man sagt, dass Norweger mit Skiern an ihren Füßen geboren werden“, sagt Erik Röste, Norwegens Pendant zu ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel. Weitere Erfolgsschlüssel: Die Vereine arbeiten zwar eigenständig, sind aber im engen Austausch. Und: 64 Prozent der Profite aus der norwegischen Lotterie und dem Glücksspiel gehen direkt an den Sport.

Bewusst zurückgehalten

Das Phänomen Riiber kann der Steirer Nik Huber, der von 2010 bis 2016 hauptverantwortlicher Skisprung-Trainer der Wikinger war, erklären: „Wir haben Jarl bereits mit 14 Jahren ins Team geholt – er war ein außergewöhnliches Talent. Aufgrund seines Könnens hätte er als erst 17-Jähriger bereits 2015 bei der WM in Falun dabei sein können, doch wir haben ihn damals zu seinem eigenen Schutz bewusst zurückgehalten“, sagt Huber, der heute als Trainer im NAZ Eisenerz arbeitet.

Der Tauplitzer Nik Huber
Der Tauplitzer Nik Huber © GEPA

Die Trainingsmethoden: „Auf der Schanze haben wir ihn bei Testwettkämpfen stets mit viel kürzerem Anlauf springen, in der Loipe hingegen viel früher starten lassen. Dadurch sollte er lernen, sich selbst zu managen. Irgendwann hatte er es sich beim Laufen so gut eingeteilt, dass ihn die Teamkollegen nicht mehr einholen konnten.“ Und heute? „Jarl ist ein herausragender Springer, besitzt in der Loipe hinsichtlich Technik die norwegische Gründlichkeit und kann beim Material auf ein Top-Paket zurückgreifen.“

Das Einzige, was Huber stutzig macht: „Ich verstehe nicht, warum die Norweger in einer Saison ohne WM und Olympia so Gas geben. Das kann man nicht toppen und es besteht die Gefahr, dass ihnen nächstes Jahr die Luft ausgeht.“