Gratuliere zum Sieg auf der Streif. Zuerst brechen Sie sich die Hand im Training, dann schrammen Sie in der ersten Abfahrt knapp an der Katastrophe vorbei, Ihr Teamkollege verletzt sich – und doch siegen Sie wieder. Wie war all das aus Ihrer Sicht?
Aleskander Aamodt Kilde:
Ja, was für eine Woche! Gestern war wirklich ein harter Tag für unsere Mannschaft, mit einer sehr schweren Verletzung für Henrik Röa. Und wenn einer von vier eines Teams dann weg ist, dann hat das auch große Folgen für ein Team. Ich selbst bin gestern schlafen gegangen und habe mir nur gedacht: Was muss ich tun, damit ich hier siegen kann? Und dann habe ich einen Plan gemacht – und den auch durchgezogen. Irgendwie.

Irgendwie?
Ja, mit allem, was hier am Samstag passiert ist, war das gar nicht so leicht. Das, was mir selbst in der Traverse geschah, das war ja fast zum Fürchten. Es ist nicht so leicht, das wegzustecken. Ich musste heute sogar ein bisschen bremsen. Aber es am Ende so durchzudrücken über die Traverse und dann im Ziel mit Bestzeit zu stehen – das ist einfach nur unglaublich.

Dazu kamen der Schneefall und die schlechte Sicht. War das kein Problem?
Es war für alle eher schwierig, denke ich. Aber bei so einem Wetter musst du einfach gut Ski fahren. Du musst voll Selbstvertrauen sein und Vertrauen in dein Können haben. Und vor allem: In Kitzbühel musst du es durchziehen, musst du der Chef sein, sonst wird es gefährlich.

Es ist immer schwierig, Siege zu vergleichen. Aber mit all dem, was in Kitz diese Woche passiert ist, mit der mentalen Herausforderung – wie reiht man Ihren zweiten Sieg hier ein?
Ich denke, dass das mit Sicherheit einer meiner größten, wenn nicht überhaupt der beste meiner Laufbahn ist. Ich bin wirklich stolz auf mich nach den letzten Tagen, die so hart waren. Darauf, doch wieder aufs Pferd zu steigen und zu reiten. Und dann auch noch in der Lage zu sein, so zu liefern. Ich habe das selbst nicht für möglich gehalten. Gestern war so viel in meinem Kopf, ich dachte nicht, dass ich gewinnen kann. Und dann habe ich mir gedacht: Ich werde es durchziehen, alles riskieren. Einmal in meinem Leben setze ich alles auf eine Karte. I go for it.

Wie war es heute in der Traverse?
Ich war über den Hausberg sehr angespannt, das hat man wohl auch gesehen. Ich habe ein wenig Tempo herausgenommen in der Traverse, da habe ich mich dann aber gleich wohlgefühlt, konnte den Ski laufen lassen. Und dann das Gefühl, ins Ziel zu kommen, vor so einer Menge ...

Was fühlt man denn da? Gänsehaut?
Ich würde mir ja wünschen, dass ich noch einmal zurückkönnte – eben kurz vor das Ziel und es noch einmal erleben. Da passiert so viel, dass du dich dann selbst fragst, ob das alles wirklich passiert. Aber wenn ich da jetzt so stehe und an den Moment denke, dann habe ich noch immer Gänsehaut. Also denke ich mir, das wird bei der Fahrt auch nicht anders gewesen sein.