Bisweilen kommen mehrere Störungseinflüsse zusammen. Dieser Skiwinter macht es den Alpinen rein meteorologisch gesehen schon nicht leicht, doch auch der menschliche Faktor mischt sich ein. Im Slalom von Wengen hatte der Brite Tristan Glasse-Davies, Betreuer von Dave Ryding, einen ersten Lauf in den brüchigen Schnee gesteckt, der es den Athleten fast unmöglich machte, den steilsten Slalom-Hang im Weltcup halbwegs ordentlich zu bewältigen. Sogar ein Rückstand von 5,65 Sekunden reichte noch für die Teilnahme am zweiten Durchgang.

Aber am Ende setzten sich die Besten durch, und wie in dieser Saison schon gewohnt, war das auch am Sonntag ein Norweger, in diesem Fall ein Routinier, im Weltcup wie auch auf dem Siegespodest. Nach den Erfolgen von Aleksander Aamodt Kilde in Super-G und Abfahrt, gewann Henrik Kristoffersen, der den zur Halbzeit vorangelegenen Schweizer Loic Meillard mit einem grandiosen zweiten Lauf noch abfing. Rang drei ging an Kristoffersens Landsmann und Adelboden-Sieger Lucas Braathen. Für den 28-jährigen Kristoffersen war es der zweite Erfolg auf dem Marcel-Hirscher-Ski Van Deer-Red Bull und sein 30. im Weltcup.

Er hatte oben noch mitbekommen, dass Braathen mit einer Sekunde Vorsprung vorangelegen war, das verstand der ehrgeizige Norweger als Auftrag zur vollen Attacke. Und so bezwang er den im zweiten Durchgang von Christian Mitter, dem Ex-ÖSV-Damenchef und nunmehrigen Techniktrainer der Norweger, wesentlich ästhetischer gesetzten Kurs in unnachahmlicher Art. Da konnte Meillard trotz eines Guthabens von fast einer halben Sekunde nicht mithalten.

Schwarz wie Miller und Kostelic

Aber auch ein Österreicher sorgte in Wengen für großes Aufsehen. Denn Marco Schwarz holte nach seinem sensationellen sechsten Platz bei seinem Abfahrtsdebüt im Slalom Platz sieben. Eine derartige Leistung gehört im alpinen Skirennsport, vor allem bei den Herren, schon lange zu den ausgesprochenen Raritäten. Im Zeitalter der weit fortgeschrittenen Spezialisierung muss man relativ weit zurückblicken, um auf Vergleichbares zu stoßen.

Nur schon vor Jahren abgetretene Weltklasse-Kombinierer erreichten Top-Ten-Plätze bei den Klassikern in Abfahrt und Slalom. Bode Miller gewann 2008 die Abfahrt in Wengen und wurde im Slalom Fünfter. 2010 holte Ivica Kostelic in Kitzbühel Platz sieben sowohl in der Abfahrt als auch dann im Slalom.

Vierter in Lauf zwei

Schwarz hätte im Slalom wohl noch weiter vorne landen können, wäre er nicht wieder bei diesen widrigen Bedingungen durch seine Startnummer (15) gehandicapt gewesen. Nicht ohne Stolz verwies er dann nach dem Rennen auf den Umstand, dass er im zweiten Durchgang für die viertbeste Laufzeit sorgte. Als Zehnter des ersten Durchgangs war der Kärntner erst als 21. in die Entscheidung gestartet. „Die Abfahrt hat mir Auftrieb gegeben. Ich habe mich gut erholt und wieder attackiert.“

Auftrieb erhielt auch Johannes Strolz durch Platz zwölf nach vier Ausfällen. „Das ist ein wichtiges Ergebnis für mich“, erklärte der Vorarlberger. Manuel Feller fädelte in Lauf eins ein. Er war unterwegs zu einem Spitzenplatz. „Ich wollte noch Höhe machen, das war das Alzerl zu viel, da ist dann der Einfädler passiert.“