Wurst, Salat oder Käse – alles Dinge, die es in österreichischen Lebensmittelgeschäften einfach zu erwerben gibt. Eines, "das kannst du dir aber nicht so einfach beim Spar kaufen", spielte Tamara Tippler nach dem fünften Platz im ersten Super-G von St. Anton auf ein ganz spezielles Gut an: Selbstvertrauen. "Ich habe nach den Trainings der letzten Wochen gewusst, dass ich gut drauf bin. Dieses Selbstverständnis kannst du dir nur beim Skifahren holen, das bekommst du nicht vorm Fernseher oder in der Analyse."

Dass es trotz des wiedererworbenen Selbstvertrauens "nur" Platz fünf wurde, hat für die Steirerin einen fast schon schönen Grund. "Im Schlussteil habe ich mich ja voll eingeparkt, da weiß ich, wo die Zeit zu holen ist. Generell habe ich aber gezeigt, dass ich schnell bin, wenn ich runterkomme. Ich kann mir nicht vorwerfen, dass ich die Fahrt verbremst habe. Es war einfach ein Fehler, den ich nicht wiederholen darf." Der Patzer geschah im Zielhang vor 3500 feiernden Ski-Fans, die vor allem Siegerin Federica Brignone zu beflügeln schienen. Die Italienerin fuhr im letzten Abschnitt in einer eigenen Liga und gewann am Ende souverän vor den Schweizerinnen Joana Hählen (+0,54) und Lara Gut-Behrami (+0,66). Für Brignone war es der erste Saisonsieg und ihr insgesamt sechster Weltcuperfolg in Österreich. "Ich mag österreichische Rennen einfach, die Piste, die Verhältnisse. Wenn es schwierig wird, gefällt es mir."

"Schwierig" ist auch das beste Wort, um die Vorbereitung der besten Österreicherin zu beschreiben. Tippler kämpfte in den letzten Monaten mit ihrem Rücken, hatte eine Wölbung der Bandscheiben und immer wieder Schmerzen. "Beim Fahren habe ich den Skidruck oft nicht ausgehalten und konnte nicht das Pensum der anderen mitgehen." Hinzu kamen auch die durchwachsenen Speed-Ergebnisse in Lake Louise und St. Moritz, als sie in vier Rennen nicht über Platz 13 hinauskam. "Da schaltet sich dann auch der Kopf ein. Es ist eine WM-Saison, du brauchst Ergebnisse, willst unbedingt dorthin. Deshalb war der fünfte Platz auch ein richtiger Schritt, damit die Trainer auch sehen, dass ich attackiere."

Volle Attacke muss auch das Motto der Österreicherinnen im zweiten Super-G am Sonntag (11.15 Uhr, ORF 1 live) sein. Zwar sind zwei Top-Ten-Platzierungen durch Tippler und ihre steirische Landsfrau Conny Hütter auf Platz neun solide, ein Heimweltcup ohne Podium ist aber sicher nicht der Anspruch des bisher schnellen Frauen-Speed-Teams – vor allem nicht vor heimischem Publikum.