Tatsache ist: Seit Jahren ist die alpine Kombination im Gerede. Ihr Wohl und Weh hängt, so meint man, an einem seidenen Faden. Sie war oft das vermeintlich ungeliebte fünfte Rad am Wagen und wurde nach „Erfindung“ und Aufwertung der Parallelrennen in der Coronasaison überhaupt zum Ersatzrad im Kofferraum der Terminplanung degradiert.

Im Weltcup wurde heuer das Realität, was viele ohnehin für überfällig hielten: keine Kombination. Doch bei der Weltmeisterschaft muss sie sein, schließlich kann man Medaillen vergeben. Zudem ist die WM-Austragung auch Minimalanforderung dafür, dass sie im olympischen Programm bleibt. Und das wiederum ist Voraussetzung dafür, dass der Skisport im Olympia-Rad so wichtig bleibt, wie er ist. Denn aufgeben tut man vieles, aber sicher keine olympische Disziplin.

"Wichtigen Rennen" nicht im Wege stehen

Irgendwie war es also durchaus Ausdruck des derzeitigen Standings dieser Disziplin, dass sie nach den Wetterproblemen als Erstes herumgeschoben wurde, um den „wichtigen“ Rennen nicht im Weg zu sein. Weniger Ironie ist es, dass vor allem die österreichischen Herren nach wie vor Probleme mit dieser Disziplin zu haben scheinen.

Klar, da ist Marco Schwarz, Bronzemedaillengewinner bei der WM in Åre und auch heute Österreichs heißestes Eisen im Feuer. Und das, obwohl er selbst bisher ganze vier Mal im Weltcup bei einer Kombination dabei war. Eine davon, in Wengen 2019, hat er gewonnen. Bei der nächsten riss das Kreuzband – in Bansko. Und im Vorjahr war er nur in Hinterstoder dabei, damals gab es Platz acht. Deshalb muss er im Super-G auch auf Losglück hoffen: „Wenn ich eine gute Nummer brauche, dann muss ich sie zugelost bekommen.“

Österreich sind die Allrounder augegangen

Und auch bei den Damen sieht es zwar besser, aber nicht viel besser aus. Mit Franziska Gritsch ist auch hier eine dabei, die im Weltcup wenigstens einen zweiten Platz vorzuweisen hat. Aber da wie dort, bei Damen wie Herren, sind in Österreich die Allrounder ausgegangen. Das zeigt schon der Blick auf die Aufstellungen in beiden Lagern. Denn SlalomfahrerInnen, die auch mit langen Ski gut unterwegs sind, sind derzeit rar gesät im Österreichischen Skiverband. Vor allem, wenn man auch noch die WM-Quote erfüllen muss und nicht nach Belieben Läuferinnen und Läufer nach Italien karren darf.

Daher gilt das Prinzip Hoffnung – so wie im vergangenen Jahr, als Matthias Mayer sensationell in Wengen gewann und Gritsch in Crans-Montana Zweite wurde; damals allerdings in Absenz vieler Favoritinnen, die sich im Kampf um WM-Medaillen natürlich in Cortina wieder eine Startnummer überziehen werden.

Herren auf dem Damen-Hang

Schwarz nützte die Pause, die durch die Verschiebung entstand, für einen Abstecher in die Heimat, trainierte in Kärnten Slalom und bereitete sich auf eine „intensive“ Woche vor, immerhin stehen auch Einsätze im Parallelbewerb, im Riesentorlauf und im Slalom an. Einen kleinen Vorteil bringt die Verlegung der Kombination übrigens: Auch die Herren werden heute auf der Damen-Piste fahren – und noch dazu den exakt selben Kurs. „Das passt mir fast besser“, meinte Schwarz, „denn der Damen-Hang schaut etwas leichter aus, das ist besser mit weniger Training.“