Marcel Hirscher war gelöst wie lange nicht. Auf der Piste hatte er gerade die Konkurrenz zertrümmert, mit zweimaliger Laufbestzeit die Welt wieder gerade gerückt. 1,21 Sekunden hat er der Konkurrenz aufgebrummt, vor allem sein erster Lauf war gut wie lange nicht. Schon da hatte er alle anderen um eine Sekunde distanziert, der Sieger, der vergangenen zwei Rennen, Clement Noel, war schon bald ausgefallen.

Der Schlüssel war nur eine kleine Änderung am Material, an der Abstimmung. Aber eine, "die für mich die Welt bedeutet", wie er sagte. "In den letzten drei Slaloms haben sich die ersten drei Durchgänge nicht so angefühlt, wie ich das gerne hätte", bekannte er. Nach zwölf Jahren im Weltcup habe man die Erfahrung, wisse sofort, was geht und was nicht. "Und da habe ich halt gehadert. Nicht mit der Platzierung am Ende, das wird gern missverstanden. Sondern eben mit dem Gefühl, das gefehlt hatte."

Das Team arbeitet mehr denn je

Also machte sich Hirscher mit seinem Team auf die Suche. "Wir haben versucht, wieder einmal viel zu veränden. Und sie haben wahrscheinlich mehr gearbeitet denn je, deshalb gebührt ihnen noch mehr Dank", sagte Hirscher. "Und mein Vater hat sie gepusht und positiv motiviert, sie angestachelt. Er war selbst den ganzen Tag auf dem Berg, da gehen viele Stunden rein. Der Druck war spürbar."

Das Problem: Trotz der Schneefälle brauchte man eine "perfekt gebalkte" (mit dem Sprühbalken und Wasser präparierte Piste, Anm.) Piste, um an den Details feilen zu können. Das schaffte man in Annaberg. Das Ergebnis: "Schon in den ersten drei Toren habe ich wieder das Gefühl gehabt: Cool! Es ist so, wie ich es gewohnt war, wie ich es kenne. Ich bin frei, ich kann mich schnell bewegen."

Was dann abgeht, war eine Lehrstunde für die Konkurrenz. Ein französischer Journalist fragte nach "Rachegefühlen", weil Noel die letzten beiden Rennen gewonnen hatte. Da schüttelte Hirscher den Kopf: "Nein, sicher nicht! Ich fahre ja eigentlich nicht gegen die Konkurrenz, ich fahre gegen die Zeit. Ich will einfach schnell sein, da denke ich nicht daran, wen ich schlagen muss." Diesmal teilten der Franzose Alexis Pinturault und der Schweizer Daniel Yule, der Hirscher zu einem der größten Sportler des Jahrhunderts adelte, das Podest mit ihm.

Der "Schladming-Roar"

Was Hirscher ein weiteres Mal beeindruckte war das Schladminger Publikum. "Da waren ja noch einmal gefühlte fünftausend Mal mehr Leute als in Kitzbühel", sagte er beeindruckt. Das machte es aber auch schwierig. "Als ich um die Kurve in den Steilhang einbog, da hatte ich wirklich zu tun, um mich auf die Stangen zu konzentrieren. Aus dem Augenwinkel habe ich nur bengalische Feuer und die Wahnsinnsstimmung wahrgenommen." Der unglaubliche "Schladming-Roar" eben, der auch die Konkurrenz tief beeindruckt.

Hirscher gab den Fans, was sie wollten, den 68. Weltcupsieg, den dritten im Nightrace von Schladming, den 32. im Slalom. Und verspürte endlich wieder das Gefühl tiefer Zufriedenheit. "Das hält auch sicher noch eine Zeitlang an. Aber es bleibt halt nicht stehen. Es geht ja mit dem Riesentorlauf gleich weiter", sagte Hirscher. "Aber ich wollte wieder das perfekte Gefühl haben. Das ist mir gelungen und ich bin super happy."

Die Konkurrenz lobt

Pinturault war nach dem Rennen voll des Lobes über Schladming. "Es ist ein unglaubliches Gefühl, vor 50.000 zu fahren", meinte er. Und auch die Österreicher schafften es, mit Ausnahme von Manuel Feller, das Gefühl auszukosten. Marco Schwarz wurde Fünfter: "Die Form passt, ich habe nur nach dem ersten Lauf alles gewechselt, Ski, Schuh. Das war die richtige Entscheidung." Marc Digruber fuhr auf Platz sieben, Christian Hirschbühl wurde Zehnter, Michael Matt nach verpatztem ersten Lauf noch 13. Und auch Johannes Strolz machte als 20. wieder Punkte.

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