Die Weltcup-Abfahrt der Herren in Gröden wurde von einem fürchterlichen Sturz überschattet, aber inzwischen gibt es vorsichtige Entwarnung. Der Schweizer Marc Gisin verlor direkt oberhalb der berüchtigten Kamelbuckel die Kontrolle über seine Skier, flog über die Kante und prallte nach rund 50 Metern mit voller Wucht auf.

Der mit Startnummer 18 ins Rennen gegangene 30-Jährige verlor das Bewusstsein und wurde unmittelbar neben dem schon nach wenigen Minuten auf der Piste gelandeten Hubschrauber minutenlang erstversorgt.

Laut unbestätigten Informationen wurde Gisin an Ort und Stelle intubiert. Nach einer Weile wurde er gemäß Informationen des Schweizer Verbands mit dem Helikopter direkt nach Bozen ins Spital gebracht. "Mehr geben wir jetzt nicht bekannt", sagte Sprecherin Zoe Chastan.

Laut dem Online-Portal "Blick.ch" hatte sich der 1,99-Meter-Riese erst kürzlich zurückgekämpft, nachdem ihn heftige Schlafstörungen im letzten Winter außer Gefecht gesetzt hatten. Die Ärzte diagnostizierten beim Speed-Spezialisten eine posttraumatische Belastungsstörung. Mediziner gingen davon aus, dass Gisins Erkrankung auf dem 23. Januar 2015 basiert – an diesem Tag hat der Engelberger in Kitzbühel durch einen üblen Crash an der Hausbergkante ein Schädel-Hirn-Trauma und eine Gehirnblutung erlitten.

Betreut wurde Gisin zuletzt von zwei Experten, die schon beim Jahrhundert-Comeback von Hermann Maier eine gewichtige Rolle gespielt haben. "Unser neuer Abfahrts-Chef Andi Evers war Maiers Ski-Coach. Und Evers hat mir im letzten Frühling mit Reinhard Ronacher den Konditions-Trainer vom Herminator vermittelt", erklärte Gisin dem "Blick.ch".

Gisins Schwester Michelle teilte Schweizer Journalisten indes mit, dass ihr Bruder aufgewacht und sein Zustand stabil sei. Gisin war vor im Jänner 2015 bereits in Kitzbühel schwer zu Sturz gekommen, hatte ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Laut Marco Pastore, Athletenbetreuer der Airbag-Firma Dainese, trug Gisin am Samstag keinen Airbag. "Den fahren nur sehr wenige im Schweizer Team, er nicht", sagte er.

Das Schweizer Ski-Team hatte vor kurzer Zeit schon ein schwerer Schicksalsschlag ereilt. Anfang November verunglückte Gian-Luca Barandun im Alter von 24 Jahren beim Paragleiten tödlich.

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Den Sieg holte sich der Norweger Aleksander Aamodt Kilde 86 Hundertstel vor dem Kärntner Max Franz und 92 Hundertstel vor dem Schweizer Beat Feuz. Super-G-Sieger Aksel Lund Svindal konnte erst nach einer halbstündigen Unterbrechung ins Rennen gehe und verlor 1,08 Sekunden auf seinen Landsmann.

In Gedanken bei Gisin

Das Rennen war eine halbe Stunde unterbrochen, ehe als nächster Läufer um 13.00 Uhr der Norweger Aksel Lund Svindal mit Nummer 19 aus dem Starthaus ging, der Gewinner des Super-G am Freitag wurde Siebenter. Drittbester Österreicher war Vincent Kriechmayr als allerdings nur 22. im geschlagenen Feld. Matthias Mayer bleib bei einem Sturz unverletzt. Er hatte einen Airbag getragen, der auch gleich aufging. Gisin war ohne Airbag unterwegs gewesen.

"Bei mir war es ein wilder Ritt, die Ciaslat ist mir nicht so gut gelungen, es war schwierig, heute zu fahren", sagte Franz, der allerdings auch mit den Gedanken bei Gisin war. "Hoffen wir, dass da oben nicht so viel passiert ist, das hat nicht gut ausgeschaut." Auch Sieger Kilde äußerte sich ähnlich. Zur eigenen Fahrt meinte er in einer ersten Reaktion knapp: "Ich hatte ein gutes Gefühl. Gröden ist eine coole Strecke."