Ein Loch – und vorbei war’s. Alles war am 6. Februar 2011 in großer Vorfreude auf die WM in Garmisch-Partenkirchen und in Erwartung der ersten richtig großen Marcel-Hirscher-Show bei einem Großereignis. Doch statt Medaillen und Hymne gab es im ersten Durchgang des Riesentorlaufs in Hinterstoder dieses Loch, das Hirscher jenen Schlag versetzte, der alles änderte. Diagnose: Kahnbeinbruch, Rehabilitation statt WM.

„Es war einer der bittersten Momente, den ich habe machen müssen oder dürfen“, sagt Hirscher heute über diesen Tag. Umso wichtiger war es, den Hang vor den Rennen einmal im Training zu besuchen. „Es war nicht allzu fein, an diese Stelle zu kommen. Aber nach der zweiten, dritten Fahrt ist es vergessen“, sagt der 26-Jährige. Und Hirscher weiß: Auch wenn er nach vier Podestplätzen in der Saison 2010/11 als „heißes Eisen“ nach Garmisch gekommen wäre, nur schlechte Seiten hatte die Verletzung auch nicht. „Man kann sagen, dass ich erst ab diesem Zeitpunkt die Karriere so richtig habe starten können. Ab diesem Unfall ist es wirklich bergauf gegangen. Und ich habe aus dieser Verletzung auch wirklich viel lernen können.“

Der Lernprozess

Die Tugend der Geduld etwa musste Hirscher lernen. „Ich habe gemerkt, dass, egal wie viel man an Reha macht, es nicht schneller geht. Der Knochen braucht Zeit, um zu verheilen. Allein dieser Prozess hat mir gutgetan.“

In den fünf Jahren, die folgten, hat Hirscher viel Routine gesammelt. Erfahrung im Siegen (selten auch im Wegstecken von Niederlagen), Erfahrung im Umgang mit der Öffentlichkeit, den Medien. Und so kann er mit der immer wiederkehrenden Frage nach dem Gesamtweltcup ganz gut leben – auch rund um den ersten von zwei Riesentorläufen, der heute (9.30/12.30) unweit der steirischen Grenzen gefahren wird.

Kein Trumpf

„Die Frage hab ich schon öfter gehört, stimmt. Und klar hilft es, dass es sich schon das fünfte Jahr um dasselbe Thema dreht. Es hat ja auch etwas Positives: Die Erfolge müssen stimmen, damit man in diese Position kommt.“ Mit dem Sieg im Parallel-Slalom von Stockholm hat sich Hirscher in eine gute Ausgangsposition gebracht, die Routine im Weltcupkampf sei aber „kein Trumpf“, sagt Hirscher. „Egal, was geredet und gerechnet wird: Wer die nächsten neun Rennen besser absolviert, wird gewinnen. Was zählt, ist, so weiterzumachen wie bisher.“

Allein auf weiter Flur ist Hirscher nicht: Die Jungen zeigten zuletzt auch im Riesentorlauf auf, mit Philipp Schörghofer hat auch ein „Alter“ beste Erinnerungen: Er gewann damals, vor fünf Jahren, das Rennen in Hinterstoder.

MICHAEL SCHUEN