Es war“, sagt Peter Schröcksnadel in einem Wiener Nobelheurigen, „ein sehr turbulenter Sommer.“ Und auch wenn der inzwischen 74-Jährige ein paar Tage Erholung eingestreut hat, so richtig verdaut hat er ihn nicht. Wer den Tiroler kennt, weiß, dass ihm die Kritik, die rund um die „Affäre Fenninger“ in Richtung Verband abgefeuert wurde, schwer im Magen liegt. Und so funktionierte er seinen traditionellen Herbsttermin kurzerhand zur (kleinen) Leistungsschau um.

„Wir sind“, sagte er, „kein Verband mit verkrusteten Strukturen, im Gegenteil. Wir sind ein moderner Verband, wahrscheinlich der modernste auf der Welt“, betont Schröcksnadel. Extra musste auch Toni Giger, Ex-Herrencheftrainer und nun Chef der verbandseigenen Entwicklungsabteilung, nach Wien kommen und sogar einen Blick ins „Allerheiligste“ erlauben. Die Athletendatenbank, auf der alle Trainings, alle Rennen, alle Umstände und alle Videos gespeichert werden. Lückenlose Dokumentation, anhand der analysiert und nach Verbesserungen geforscht wird. Die Rennanzüge der Abfahrer? Werden vom ÖSV selbst in Auftrag gegeben und gefertigt. Die der Skispringer sowieso, auch deren Bindungen und Schuhe werden in Eigenregie hergestellt.

All das, betont Schröcksnadel, kostet natürlich Geld. „Ich freue mich ja mit den Fußballern. Aber die haben halt 20 Mann – bei unserer Einkleidung in Innsbruck sind 400 Athleten und 200 Betreuer. Und jeder Athlet kostet uns im Jahr – abhängig von der Sparte – zwischen 80.000 und 250.000 Euro. Wir zahlen ja inzwischen auch 20 Serviceleute“, betont Schröcksnadel.

Generationenvertrag

Deshalb sei es ihm aber so wichtig, das System zu verteidigen. Auch wenn es seiner Ansicht nach „keine Knebelverträge sind“, die die Athleten unterschreiben müssten. „Es darf jeder tun, was er will, nur den Verbandssponsoren muss Exklusivität garantiert sein.“ Sogar Prämien würden ausbezahlt von deren Sponsorleistung – „an die, die am meisten für die Verbandssponsoren leisten“.

Die Angst um Olympia

Mehr Sorgen als die gelösten internen Probleme macht Schröcksnadel da schon die Zukunft des Sports. Die Andeutung von FIS-Präsident Gian-Franco Kasper, dass die Abfahrt wackelt, bestätigt er: „Die Gefahr ist vorhanden. Die Athleten wollen es nicht glauben, dass das ein Problem ist. Das Interesse am Abfahrtssport hat nachgelassen“, erklärte Schröcksnadel. Nur noch rund zehn Nationen hätten Interesse an den TV-Rechten, weil es zu wenige Teilnehmernationen gibt. Dazu die Diskussionen um Höhendifferenz, die kurze Zeit der Spannung, wenn die Spitzenathleten kommen.“

Schröcksnadel selbst hat auch schon Reformvorschläge, die nun raschestmöglich diskutiert und umgesetzt werden sollen – wie eine Qualifikation im Training, um sich die besten Nummern aussuchen zu dürfen. Oder eine Abfahrt in zwei Durchgängen. Nur die Klassiker sollen unverändert bleiben.

MICHAEL SCHUEN