APA: Sie haben gesagt, wenn Sie es nicht selbst wären, müssten Sie den Hut vor sich ziehen. Beschreiben Sie Ihre Gefühle?
Fenninger: "Jeder Tag war ein Auf und Ab von den Gefühlen. Gestern war nur Slalom, ich war noch im Rennen um die Kugel und habe gewusst, es ist nicht viel passiert, aber trotzdem habe ich so einen Ballast gespürt und kurz die Nerven verloren, dass ich geweint habe. Ich habe gespürt, dass so viel Druck da ist und ich das los werden muss. Das war in den vergangenen Wochen ständig so. Ich habe mich nach gewissen Rennen nicht richtig freuen können, weil ich wusste, es geht weiter. Und nach gewissen Rennen ist mir so viel runtergefallen. Es war extrem unterschiedlich und extrem viel zu verarbeiten. Ich habe mir immer gedacht, ich weiß nicht mehr, wie es weitergeht, ich halte es nicht mehr aus. Jetzt ist es vorbei."

APA: Als Sie dann im Zielraum im Schnee lagen, ist da die ganze Last von Ihnen runtergefallen?
Fenninger: "Ja, ich habe geglaubt, dass das passiert, ehrlich gesagt. Ich habe so einen Druck verspürt vor dem zweiten Lauf. Ich war extrem nervös, ich habe auch unterm Fahren gemerkt, dass ich nervös bin. Ich wollte das eigentlich nicht zulassen. Ich wollte kämpfen dafür. Ich wusste nicht, was jetzt passiert, wenn ich über die Ziellinie fahre. Eigentlich war ich nur fertig mit den Nerven. Ich habe gesehen, dass Grün ist. Als ich zu Boden gefallen bin, habe ich einfach einmal nachgedacht, was bedeutet das jetzt. Mir ist dann gekommen, ich habe die kleine Kugel, ich habe die große Kugel. Ich habe es geschafft, es ist vorbei. Irgendwie habe ich geglaubt, es ist so ein Gefühl, wo dann was wegfällt. Es war schon da, aber ich habe gelaubt, dass noch viel mehr wegfällt."

APA: Der Gesamtweltcup wurde mit der letzten Läuferin im letzten Rennen der Saison entschieden, was empfanden Sie?
Fenninger: "Ich glaube, das werde ich nie wieder vergessen, was da passiert ist. So knapp wie die Entscheidung war. Ich habe Tina (Maze/Anm.) vor mir wegfahren sehen, habe gesehen, dass sie normal gefahren ist. Ich wusste dann, jetzt konzentrier' dich auf dich selbst, das ist das Wichtigste. Dass sie dann auch so einen Riesentorlauf abliefert, ist eine extreme Leistung. Ich wusste es nicht, aber habe es geahnt. Ich wusste, ich muss alles geben. Ich wollte das Rennen auch unbedingt gewinnen, weil ich wusste, ich habe es in meiner eigenen Hand und will es selber schaffen und nicht durch einen Fehler von wem anders."

APA: Sie sind erste die dritte Österreicherin, die mehr als einmal den Gesamtweltcup gewonnen hat. Was bedeutet Ihnen das?
Fenninger: "Das weiß ich gerade nicht. Für mich war es letztes Jahr schon so, dass ich nicht geglaubt habe, dass ich schon so weit bin, dass ich den Gesamtweltcup gewinnen kann. Dann habe ich ihn gewonnen. Mit der Vorstellung, die Tina heuer über den gesamten Winter geleistet hat, vor allem bis Jänner, hätte ich nicht gelaubt, dass es noch einmal möglich ist. Zumindest in der Saison. Dass es sich jetzt ausgegangen ist, war eh ein Schauspiel. Dass es überhaupt möglich war, bedeutet mir extrem viel. Das heißt, dass die komplette Saison perfekt war. Ich bin Zweite in der Abfahrt, Zweite im Super-G, Erste im Riesentorlauf. Das sind meine Hauptdisziplinen. Viel mehr geht einfach nicht. Lindsey (Vonn/Anm.) war überragend, wie schon so oft. Da das Maximum rauszuholen ist schon eine große Leistung gewesen."