Nach dem Weltcupfinale in Saalbach-Hinterglemm ist vor dem Saisonstart in Sölden. Ende Oktober soll für die Skielite nach monatelangem Training am Rettenbachferner die neue Skisaison mit einer großen Party starten, wie so oft in den vergangenen Jahren. Geht es nach dem norwegischen Skiverband, hat die Tiroler Gemeinde als erste Station des Winters aber ausgedient. Der „Skiforbundet“ präsentierte gemeinsam mit KPMG (ein weltweites Netzwerk von Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen) einen revolutionären Plan, der den alpinen Skiweltcup von Grund auf ändern würde. Das Konzept hat sich dabei als oberstes Ziel die Reduzierung von CO2-Emissionen gesetzt, um Skifahren auch noch in den kommenden Jahrzehnten zu garantieren.

„Change the Course“ („Änder den Kurs“) lautet das Motto des Verbands, der den Kurs im Weltcupwinter radikal verändern möchte, zum Wohle der Athletinnen und Athleten sowie der Umwelt, wie es heißt. Als roter Faden zieht sich dabei die Adaptierung des Rennkalenders inklusive der zahlreichen Flugreisen durch das Projekt, gepaart mit Forderungen an die FIS, der Skielite mehr Gehör zu geben. „Wir haben dieses Projekt aufgrund unserer gemeinsamen Leidenschaft für den Skisport und der gemeinsamen Sorge um dessen Zukunft und um jene des Planeten angesichts des Klimawandels in Angriff genommen“, heißt es auf der offiziellen Seite von „Change the Course“. Doch was steckt konkret dahinter?

Kalender 2.0

Als Hauptpunkt will Norwegens Verband den Weltcupkalender grundsätzlich neu denken, die Saison in einzelne Cluster aufteilen. Der Start würde für Frauen und Männer Ende November mit der sogenannten US-Tour in Nordamerika erfolgen, um direkt an das Herbsttrainingslager in Südamerika anzuschließen und eine erneute Reise über den Atlantik zu vermeiden. Auf den Auftakt folgen Rennen in Europa, die wieder in unterschiedliche Cluster aufgeteilt werden. Im Beispielkonzept starten die Männer mit einer Tour in den Westalpen, während es für die Frauen in die Ostalpen geht.

Nach Weihnachten stünde dann eine „Classics-Tour“, bei der es für beide Geschlechter bis Ende Jänner vor allem in Österreich um Weltcuppunkte geht, auf dem Programm. Weitere Stationen: Die südlichen Alpen bei den Männern und eine gemeinsame Reise Mitte März nach Skandinavien, da dort eine gewisse Schneesicherheit gegeben ist. Das Saisonfinale Anfang April soll dann in Mitteleuropa an „geeigneten Standorten“ stattfinden.

Weniger Reisen, mehr Nachhaltigkeit

Davon verspricht sich der norwegische Verband „verringerte Reisezeiten für Athleten, Trainer und Betreuer“. Teams könnten mehrere Wochen in einem Gebiet bleiben und bei der Anreise zu den einzelnen Wettkämpfen vermehrt auf Auto, Bus oder Zug setzen, anstelle von Flugzeug oder Helikopter. Das würde auch für kleinere Nationalverbände finanzielle Vorteile bringen. Durch den späteren Saisonstart in den USA könne man so viele Europarennen wie möglich in den Monaten Dezember, Jänner und Februar austragen, die angesichts der Schneelage und des Wetters vielversprechender seien. So fiel etwa die Prestige-Abfahrt am Matterhorn in Zermatt/Cervinia in den vergangenen zwei Jahren dem Novemberwetter zum Opfer und wurde für den kommenden Winter sogar komplett aus dem Kalender gestrichen.

Außerdem plädiert Norwegens Skiverband für eine Rückkehr zum alten Planungssystem. Demnach soll der Kalender wieder in Vierjahresblöcke eingeteilt werden, um mehr Planungssicherheit zu garantieren. Auch fixe Kriterien für Austragungsorte sowie engere Zusammenarbeit mit den Athletinnen und Athleten stehen im Fokus des Konzepts. Bringen soll das vor allem eines: Mehr Nachhaltigkeit im so oft gescholtenen alpinen Skiweltcup, der sich vor allem beim Auftakt in Sölden mit einer noch nie da gewesenen Welle an Kritik konfrontiert sah. In Zahlen: Für die norwegischen Teams würden sich die Emissionen um 29 (Männer) bzw. 14 (Damen) Prozent senken, ergeben die Berechnungen.