Wenn am Wochenende auch die Langläufer, Skispringer, nordischen Kombinierer und Biathleten in den Weltcup starten, sorgt ein Begriff für viel Gesprächsstoff: Fluorverbot. Ein EU-Gesetz verbietet nämlich spezielle Fluor-Moleküle (C8) im Wachs. Die FIS und die IBU gehen noch weiter und haben Fluor in seiner gesamten Breite verboten. Ragnhild Mowinckel kann ein Lied davon singen: In Sölden wurde die Norwegerin wegen zu hohen Fluoraufkommens am Ski disqualifiziert.

„Ich bin nicht naiv, wir werden rote Ski sehen“, sagt Lasse Ottesen, FIS-Renndirektor der nordischen Kombinierer. Der Ablauf ist in allen Disziplinen der gleiche: Die Ski – Langlauf- und Sprungski im Fall der nordischen Kombinierer – werden vor und nach dem Wettkampf kontrolliert. Getestet wird mit einem Infrarotmessgerät der Firma Bruker, das im auch im pharmazeutischen und kriminaltechnologischen Bereich eingesetzt wird. Ein Lichtstrahl wird reflektiert und stellt so den Fluorgehalt am Ski dar.

Zweimal Gelb ist einmal Rot

Weist der Ski ein Fluoraufkommen von 0 bis 1 auf, ist der Ski „grün“ und der Athlet startberechtigt. Von 1,01 bis 1,8 ist der Ski „gelb“ – was einer Verwarnung gleichkommt. Das heißt: Der Athlet darf mit diesem Ski starten – aber nur einmal. Ein zweites Mal ein gelber Ski kommt einem roten Ski gleich. Ist der Fluorwert höher als 1,8 handelt es sich um einen „roten“ Ski, dann wird der Ski ein zweites Mal getestet. Bei neuerlichem „Rot“ wird ein Startverbot erteilt. Einmal in der Saison dürfen Athleten den Ski wechseln und einen roten Ski „austauschen“. Wird beim Skitest nach dem Bewerb ein roter Ski identifiziert, wird der Athlet disqualifiziert – so, wie es bei Mowinckel in Sölden passiert ist. „Wir sind vorbereitet und die Teams auch. Es wird keine Überraschungen für die Teams geben“, sagt Ottesen. „Nach einigen Wochen wird es sich beruhigen.“ In Ruka und – vor allem – in Lillehammer, wenn auch die Frauen ihren Weltcupauftakt begehen, erwarten die Kombinierer ein „hektisches Wochenende. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass alles gut läuft.“ Auch, weil in der Vorsaison bereits in Seefeld und Schonach im Testbetrieb fluorgetestet wurde.

Auch die Biathleten haben bereits Testläufe hinter sich. Es ist bei der IBU aber völlig bewusst: „Wir können engmaschiger testen.“ Der Grund ist klar: Bei den Biathleten geht es nur um eine Disziplin, klassisches Langlaufen findet nicht statt. „Wir haben keine Angst vor den Tests“, sagt Daniel Böhm, Sportdirektor der IBU. Wie bei allen anderen Sparten stehen die zwei Testmaschinen den Nationalverbänden auch das ganze Wochenende zur Verfügung. „Athleten können zu uns kommen und ausprobieren, ob der entsprechende Ski dem Regulativ entspricht.“

Das Testgerät passt in eine Schuhschachtel

„Das Wachs ist verboten, wer es benützt, betrügt. Das wäre gegen die Prinzipien des Wettkampfs“, vertritt Michal Lamplot, FIS-Renndirektor der Langläufer, einen klaren Standpunkt. Das Fluorverbot bereitet Teresa Stadlober kein mulmiges Gefühl: „Unsere Serviceleute haben das voll im Griff“, sagt die Athletin. Der Truck wurde vollständig gereinigt, um keine Fluorrückstände zu haben. „Wir Athleten müssen uns danach richten – es gibt eine Fluorkontrolle vor und nach dem Rennen. Dann werden wir sehen, wie es läuft. Momentan bin ich gelassen, weil ich es eh nicht ändern kann.“

30 Minuten vor Rennbeginn ist der Ski abzugeben – fünf Minuten vor dem jeweiligen Start bekommt der Athlet seinen Ski wieder zurück. Das Testgerät ist freilich mobil ­– und auch nicht schwer zu transportieren. Ein Gerät hat in etwa die Größe einer Schuhschachtel. Im Weltcup bezahlt die FIS die Geräte, auf nationaler Ebene sind die jeweiligen Verbände verantwortlich. „Einige Nationalverbände haben bereits mehrere Maschinen gekauft“, erzählt Lamplot. Die Biathleten wählen im „Kleinen“ eine andere Lösung: Einheitswachs.