Barbara Schett ist begeisterungsfähig – und meist extrem positiv unterwegs. Nur als sie vor zwei Jahren das erste Mal mit der Idee eines Buches über ihr Leben konfrontiert wurde, da zweifelte sie zunächst. Nicht, dass die Tirolerin nicht genug zu erzählen hätte, immerhin hat sie sozusagen zwei Karrieren absolviert. Die erste im Spitzentennis – als ehemalige Nummer sieben der Welt ist sie nach wie vor die beste Österreicherin der Geschichte – danach in der Medienwelt als Tennis-Expertin, Interviewerin und bald auch eigener „Host“ einer Show. „Game, Schett and Mats“, nennt sich die Sendung auf Eurosport, in der sie mit dem schwedischen Grand-Slam-Sieger Mats Wilander die Hauptrolle spielt – und in ganz Europa gesehen wird. In Österreich tritt sie zudem als Expertin von „ServusTV“ auf.

Tennis begleitet die Mutter eines Sohnes, die in etwa die Hälfte des Jahres mit ihrem Mann Joshua Eagle in Australien lebt, weiter durchs Leben. Und, wie sie nach dem „Ja“ zum Buch feststellte, gibt es doch vieles, was zu erzählen ist. „Viele kennen mich vom Tennisplatz oder aus dem Fernsehen – aber viele wissen nicht, wie ich denke, kennen meinen Werdegang eben nicht“, erklärt sie. In 14 Tagen öffnete sie ihr Leben ihrem Co-Autor und Verleger Egon Theiner sozusagen wie ein Buch. Das Ergebnis: „Das Buch ist abwechslungsreich, sicher nicht fad, es handelt viele Themen ab und bietet Anekdoten“, sagt Schett und ergänzt: „Mit Egon zu sprechen, jeden Tag drei, vier Stunden, das war fast wie beim Psychologen. Man öffnet viele Schubladen und reflektiert. Es ist immer interessant, wenn man Gedanken auch in den Mund nehmen muss.“

In ihrem Beruf bei „Eurosport“ muss sie ebenso viel reden – und vor allem up to date sein. Auch vor dem Grand Slam in New York, bei dem sie erstmals nach Corona wieder „dabei“ sein wird, das Studio wird in Flushing Meadows aufgebaut. Nicht der einzige Grund, warum sich Schett auf New York freut. Auch, weil es Überraschungen geben kann. „Es wird sehr spannend. Djokovic spielt nicht, auch bei Rafa Nadal weiß man nicht, wie er in Form ist. Aber er hat heuer bei Grand Slams, die er gespielt hat, noch nicht verloren..“

Und doch: „Es kann passieren, dass die Ablöse jetzt passiert. Wir warten ja schon länger darauf, dass die junge Garde Gas gibt – Kyrgios, Tsitsipas, Titelverteidiger Medwedew, mit dem Interviews immer lustig sind. Klar ist aber: Die Zeiten im Tennis haben sich geändert. Die „Big 3“ wird es nicht mehr geben.“

Thiem kehrt an die Spitze zurück - aber erst 2023

Große Frage wird sein, wie Dominic Thiem abschneidet, der am Montag (21 Uhr) mit Pablo Carreño-Busta eine hohe Hürde vorgesetzt bekommt. „Ich denke, er wird erst 2023 wieder richtig stark werden. Das Tennis ist aber sicher noch da. Wobei: Ein Erfolgserlebnis kann im Tennis viel verändern. Ein Alzerl mehr und plötzlich ist man da.“

Bleiben die Damen – für Schett die Sorgenkinder. Denn: „Es hat sich so viel getan und es ist sicher nicht hilfreich, wenn die Namen so schnell wechseln und man sich diese nicht so leicht merkt.“ Doch die Polin Iga Swiatek, die „nahtlos die Nummer eins übernommen hat“, sei ein Lichtblick – und das Niveau beeindruckend, wie die Innsbruckerin unterstreicht.

Bleibt eine Sache, die auch sie emotional werden wird lassen: Der große Abschied von Serena Williams – die letzte, gegen die Schett selbst noch am Platz stand. "Ich habe 2005 gegen sie gespielt - und sie ist immer noch da", sagt Schett. Zusatz: "Es ist ja ein Privileg, zuschauen zu dürfen, wie sie spielt. Ich freue mich darauf, wenn eine Person, ja eine Legende gefeiert wird. Sie hat sehr viel getan für den Sport, ich kann mich auch ein stückweit mit ihr identifizieren."