Kurz nach 2 Uhr früh war es in Österreich, als Dominic Thiem vor knapp zwei Wochen bei den US Open in New York den Pokal für seinen ersten Grand-Slam-Sieg in die Höhe stemmte. Für Jubel sorgte der Triumph aber auch am Stadtrand von Salzburg, wo der Fernsehsender ServusTV seine Heimat hat: Selbst die nächtliche Siegerehrung wurde in Österreichs Wohn- oder Schlafzimmern noch von 229.000 Zuschauern verfolgt, der Marktanteil lag bei über 40 Prozent. Kleiner Wermutstropfen für die Salzburger: Die Übertragungszeit, Sonntagnacht, verhinderte eine noch höhere Quote. So eine wie bei Dominic Thiems Auftritt im Australian-Open-Finale im Jänner mit mehr als 783.000 Zusehern im Schnitt.

In Paris kommt nun der ORF zum Zug, der sich die French-Open-Rechte bis 2021 gesichert hat und bestrebt ist, Thiem auch bei weiteren Turnieren zu zeigen: „Selbstverständlich hat der ORF allergrößtes Interesse daran, Dominic Thiem live im ORF-Fernsehen zeigen zu können, wie etwa jetzt bei den French Open. Aber das Interesse allein ist nicht ausschlaggebend“, sagt ORF-Sport-Chef Hans Peter Trost und verweist indirekt auf die hohen Kosten für Übertragungsrechte. Das Pariser Major ist die prominente Ausnahme im Sportrechteportfolio des ORF, wenn es um Tennis geht: Weit häufiger sind Sky, DAZN, Eurosport oder ServusTV am Ball.

Schwerpunkte bleiben

ServusTV nimmt es sportlich, dass Dominic Thiem diesmal im öffentlich-rechtlichen Fernsehen um Siege kämpft, wie David Morgenbesser erklärt, der seit November beim Mateschitz-Sender für Sportrechte zuständig ist und seither Rechtepakete für den Fußball-Europacup (Champions League) oder auch die Formel 1 an Land gezogen hat: „Mit seinem ersten Grand-Slam-Titel hat Dominic Thiem Sportgeschichte geschrieben. Und das live auf ServusTV. Wenn er seine Erfolgsgeschichte in Paris fortsetzen kann, ist das nicht nur im Sinne aller Tennisfans, sondern natürlich auch im Sinne von Servus.“ Den Tennis- und Thiem-Schwerpunkt wird der Sender aufrecht erhalten, auch wenn ab 2021 mit Formel 1 oder Europacup eifrig in andere Sportarten investiert wird: „Fußball konterkariert unsere Tennis-Pläne nicht“, versichert Morgenbesser.

Eine geteilte Lösung, wie sie ServusTV und ORF bei der Formel 1 getroffen haben, will Morgenbesser für Tennis-Übertragungen nicht gänzlich ausschließen: „Das hängt immer von den Rahmenbedingungen ab.“ Das Wichtigste zum Schluss: ORF 1 wird jedes Spiel von Dominic Thiem in Paris übertragen, die anderen Österreicher, Dennis Novak und Jurij Rodionov, werden auf ORF Sport+ zu sehen sein, ebenso wie das Damen-Finale und das Herren-Endspiel.