Im vierten Anlauf konnte Dominic Thiem zum ersten Mal sein Auftaktmatch bei einem ATP-Finale gewinnen. Und das ausgerechnet gegen den sechsfachen Champion Roger Federer. So erledigte der bärenstarke Österreicher die Schweizer Tennis-Legende vor 17.500 Zuschauern in der ausverkauften Londoner O2-Arena mit 7:5, 7:5. Zuvor hatte Novak Djokovic in der „Björn-Borg“-Gruppe mit dem Italiener Matteo Berrettini leichtes Spiel - 6:2, 6:1. Die beiden Sieger kreuzen nun am Dienstag um 21 Uhr die Schläger, davor treffen Federer und Berrettini aufeinander.

Im ersten Durchgang gelang Thiem beim Stand von 5:5 das entscheidende zweite Break zum Satzgewinn, im zweiten Durchgang erzwang der 26-jährige Lichtenwörther erneut mit einem Break zum 6:5 die Vorentscheidung und verwandelte nach 1:40-Stunden seinen zweiten Matchball. Für den um zwölf Jahre jüngeren Österreicher war es heuer nach Indian Wells und Madrid der bereits dritte Sieg über sein Idol, im „Head to head“ steht es jetzt 5:2 - für Thiem. „Es war eine gute Vorstellung und ein sehr enges Match. Gegen Roger zu spielen, ist immer etwas Besonderes. Er ist eine Legende und der wohl beste Spieler aller Zeiten. Umso mehr freut mich die positive Bilanz gegen ihn“, sagte Thiem.

Kein Wunder also, dass sich der Niederösterreicher in der O2-Arena pudelwohl fühlt. „Wir werden hier wie Popstars behandelt, aber so soll es sein. Es ist der krönende Saisonabschluss der besten Spieler. Alle haben sich das verdient“, sagt der 16-fache Turniersieger, der wie seine sieben Kontrahenten im noblen Marriott-Hotel direkt an der Themse logiert.

„Wir fahren täglich mit dem Schiff zwischen Turnier und Hotel hin und her. Das spart Zeit und ist einzigartig“, schwärmt Thiem, der aber noch auf andere Besonderheiten verweist: „Hier hat jeder seine eigene Umkleidekabine mit großen Fotos auf der Tür, die Handtücher sind mit unseren Namen bestickt, jeder hat seinen eigenen Bodyguard.“ Mit seiner vierten Teilnahme in Folge zählt Thiem in London bereits zu den „Routiniers“. Das sei ihm vor zwei Tagen beim Frühstück mit den übrigen Spielern bewusst geworden: „Abgesehen von Federer, Nadal und Djokovic bin ich hier bereits der Älteste. Das ist schon ein bisschen komisch. Aber ich genieße es.“ Apropos Alter - wann glaubt Thiem, dass die Wachablöse eintritt? „Sorgen ums Tennis muss man sich keine machen. Die Charaktere, die nachkommen, sind sehr attraktiv. Aber es stimmt - wir sollten jetzt anfangen, große Erfolge zu feiern. Aber es fehlt uns eh nur noch ein Grand Slam.“

Heute greift im Abendspiel der Weltranglistenerste Rafael Nadal gegen Titelverteidiger Alex Zverev erstmals ins Geschehen ein. Allerdings steht hinter der Fitness des Spaniers ein Fragezeichen, war doch seine Bauchmuskelzerrung, die er sich vor dem Halbfinale in Paris-Bercy zugezogen hatte, zuletzt noch nicht ganz ausgeheilt. Bereits um 15 Uhr matchen sich Daniil Medwedew und Stefanos Tsitsipas.