Dominic Thiem ist nach seinem Erfolg über Stefanos Tsitsipas schon heute (dritte Partie nach 11 Uhr, voraussichtlich ca. 16 Uhr) wieder im Einsatz, gegen den ihm unbekannten Italiener Matteo Berrettini. Sein Trainer Günter Bresnik hat den schon beobachtet - im Interview spricht der 57-Jährige aber über ganz andere Dinge.

Für Ihren Schützling sind es die fünften French Open, wann waren Sie erstmals in Paris dabei?
GÜNTER BRESNIK: Das war 1987. Zwei, drei Mal habe ich gefehlt, also komme ich so auf 25 bis 30 Paris-Teilnahmen.

Ihre erste Erinnerung?
Ich war 1987 als Trainer von Horst Skoff hier. Für mich war es das erste Grand Slam. Die Anlage war damals noch kleiner. Es war toll und ich hatte das Bedürfnis, das öfter zu sehen.

Trainer heute und vor 30 Jahren – was hat sich an Ihrer Arbeit geändert?
Ich hoffe, ich bin besser geworden. Damals war ich ein Ahnungsloser. Aber ich habe mir schnell von Bob Brett und Ion Tiriac viel abgeschaut – sie und Jan Kukal haben mir in der Anfangsphase viel geholfen.

Gib es auch Spieler, von denen Sie gelernt haben?
Ich habe von jedem etwas anderes gelernt. Aber Skoff war für mich der wichtigste Spieler, weil er mir einen erfolgreichen Einstieg ins Trainergeschäft ermöglicht hat. Und das geht ohne Spieler nicht. Hätte es nicht geklappt, hätte ich eben mein Medizinstudium beendet.

Können Sie auch von Thiem noch lernen?
Früher war ich nur ein paar Jahre älter als meine Spieler, zwischen Dominic und mir liegen über 30 Jahre. Das ist ein anderer Zugang. Aber man muss vor allem über den Spieler etwas lernen und wissen, wie man ihn zu behandeln hat.

Haben Sie bei Thiem auch eine Erzieherrolle übernommen?
Wenn du das als Trainer nicht machst, dann machst du etwas falsch. Aber ich will ihm nicht erklären müssen, wie man isst und Bitte und Danke sagt. Aber der Umgang mit dem Sport, mit den Medien und der Putzfrau – da habe ich meine Vorstellungen, die er einhalten soll.

Sie sind Thiems Trainer und Manager – besteht da nicht eine gewisse Diskrepanz?
Wenn ich es nicht machen würde, wäre ein anderer der Manager. Und dann hätten wir ständig Auseinandersetzungen. Ich spreche mich mit Dominics Vater ab, Dominic hat die Letztentscheidung. Er ist ja nicht gleichberechtigt mit mir, sondern mehrberechtigt.

Was sind die schlimmsten und schönsten Erinnerungen Ihrer bisherigen Trainertätigkeit?
Der Tod von Skoff berührt mich heute noch – das war schrecklich. Dass mir die Arbeit heute noch im selben Ausmaß Spaß macht, ist das Schönste.

Warum trainieren Sie eigentlich keine Spielerin?
Ich habe eine Mutter, eine Tante, zwei Großmütter, vier Töchter, eine Frau und eine Schwiegermutter und hatte nur einen Vater und einen Schwiegervater – also, ich arbeite ausreichend mit Frauen zusammen.

Ihr Buch "Die Dominic-Thiem-Methode" war ein Erfolg?
Durchaus. Es wird gerade ins Englische übersetzt. Aber ich werde kein zweites schreiben – ich bin ja kein Autor.

Sie haben kürzlich gesagt, Sie entscheiden zwei Wochen vor dem Davis Cup in Graz, ob Thiem spielen wird. Viele sehen darin eine Bevormundung.
Nochmals – die Letztentscheidung liegt bei Dominic. Alles andere wäre kontraproduktiv.