Sie haben sich im November an der Schulter operieren lassen. Wie geht’s Ihnen momentan?
JÜRGEN MELZER: Es geht mir gut. Wir konnten von Anfang an alles machen, was wir vor hatten. Nur zu Beginn war es langweilig, weil man das Gefühl hatte, dass einen der Physiotherapeut nur streichelt. Froh war ich, als mir nach einer Woche die Schlinge abgenommen wurde. Endlich wieder normal schlafen. Neun Wochen danach kann ich jetzt den Arm in alle Richtungen bewegen. Teilweise habe ich noch Schmerzen.

Wie war die erste Zeit für Sie?
MELZER: Am Anfang habe ich gekämpft den Alltag zu bewältigen, da man einfach eingeschränkt ist.

Die Reha verläuft nach Plan?
MELZER: Es geht gut voran. Ich sitze viel am Rad für die Ausdauer. Krafttraining und Reha mache ich in einem. Immer abwechselnd Schulterübungen, Beine und Rumpf. Das dauert rund 2,5 Stunden. Drei bis vier Mal die Woche versuche ich Sport zu machen wie Padeltennis oder Tennis – mit rechts natürlich.

Jetzt kommen Sie wahrscheinlich zu Sachen, für die Sie sonst weniger Zeit haben, oder?
MELZER: Jein. Es bleibt viel mehr Zeit für Familie und Freunde, aber ich mache liebend gern Sport und Padeltennis, Golf oder Beachvolleyball kann ich nicht ausüben. Es ist derzeit schon ein komplett anderes Leben.

Können Sie schon einschätzen, wann Sie wieder spielen können?
MELZER: Schwer zu sagen, aber ich schätze, dass ich ab Mitte März mit dem Softball anfangen kann. Mit dem Tennisball hoffe ich Mitte Mai. Es kann auch schneller gehen oder sich verzögern.

Aber das heißt, dass Jürgen Melzer definitiv zurückkommt?
MELZER: Wenn nichts Gröberes dazwischen kommt, möchte ich in jedem Fall wieder spielen.

Gab’s in letzter Zeit den Moment einfach alles hinzuhauen?
MELZER: Naja, ich muss sagen je mehr Zeit man hat, desto mehr fehlt es einem. Den Job, den ich in ein paar Jahren machen könnt, kann ich später auch machen. Mir rennt nichts davon. Wenn man zum Zuschauen verdammt ist, merkt man wie sehr einem der Sport am Herzen liegt. Dann stellt sich die Frage: Bin ich nicht mehr gut genug, dann muss man kleine Brötchen backen oder hat man keine Lust mehr. Aber das möchte ich gern selber entscheiden und nicht von meinem Körper entscheiden lassen.

Wie sehr gehen Ihnen die Kritiker auf die Nerven, die Sie schon gern in Pension schicken wollen?
MELZER: Die Wenigsten haben den Mut dir das ins Gesicht zu sagen. Wenn ich auf all das reagieren würde, was geschrieben wird, dann hätte ich ein mühsames Leben. Auf der anderen Seite sprechen mich viele an, die mir sagen, dass sie mich gern wieder spielen sehen wollen. Aber beweisen muss ich keinem mehr was.

Wie sehen Sie persönlich das Thema Wettmanipulation?
MELZER: Ich finde es schade, dass während eines Grand-Slam-Turnieres alte Sachen aufgewärmt werden. Wären Namen gefallen oder hätten sie handfeste Beweise gehabt, dann hätte das jeder begrüßt. Keiner im Tennis braucht schwarze Schafe. Aber so ist es jetzt eine Beschmutzung des Sports ohne wirkliche Beweise und das finde ich falsch.

Wurde Ihnen etwas angeboten?
MELZER: Nein, noch nicht.

Zu etwas Erfreulicherem: Was sagen Sie zu ihrem jüngeren Bruder Gerald, der einen tollen Saisonstart hingelegt hat?
MELZER: Das find ich echt geil. Ich habe auch ein paar Stunden neben Geralds Coach Marco Hammerl in den Aufbau reingesteckt und man hat schon gesehen, dass was weitergeht bzw. dass er sich in vielen Dingen verbessert hat.

Privat geht’s Ihnen gut?
MELZER: Das letzte Jahr war sicher turbulent, aber im Moment läuft’s sehr gut. Ich kann mich auf Fabienne verlassen, sie ist da für mich und auch eine riesige Unterstützung.

INTERVIEW: DENISE MARYODNIG