Semifinale beim WTA-Tennisturnier in Auckland (NZL). Hätten Sie so schnell mit diesem tollen Erfolg gerechnet?
TAMIRA PASZEK: Es war eine feine Woche und ich freue mich, dass es gleich so gut geklappt hat. Meine Erwartungen waren eher niedrig. Ich wusste zwar, dass ich sehr gut drauf bin und eine super Vorbereitungszeit hatte. Aber mir war wichtig, von Spiel zu Spiel zu schauen und wieder Spaß am Tennis zu haben. Und es ist schön, wieder bei solch einer Atmosphäre zu spielen. Die Formkurve zeigt wieder nach oben.

Sie haben sich durch die Qualifikation gekämpft und im Hauptbewerb Top-Spielerinnen und ehemalige Grand-Slam-Siegerinnen wie Schiavone, Kuznetsova geschlagen. Wie wichtig war das?
PASZEK: Die Qualifikation war der Grundstein, sie war auch richtig gut besetzt. Deshalb war es vom Kopf her sehr positiv, solche Matches zu gewinnen. Vor allem war es auch wichtig, dass ich viele lange Ballwechsel für mich entscheiden konnte. Solche Spiele wie gegen Schiavone und Kuznetsova zu haben, ist ein wirklich tolles Gefühl. Und dann noch als Siegerin vom Platz zu gehen, ist eine schöne Belohnung für die harte Vorbereitungszeit.

Was haben Sie anders gemacht als zuletzt?
PASZEK: Ich bin mit sehr viel Selbstvertrauen ins Turnier gegangen, habe wieder an mich geglaubt und zu meiner Spielstärke gefunden. Ich war aktiv am Platz, habe gut serviert und solides, aggressives Tennis gezeigt.

Sie haben sich vor Kurzem von Ihrem Langzeittrainer Larri Passos getrennt. Wie schwer fiel Ihnen diese Entscheidung?
PASZEK: Es war definitiv keine einfache Entscheidung, die Zusammenarbeit mit ihm zu beenden. Aber wir waren einer Meinung und es war einfach Zeit für eine neue Herausforderung für beide Seiten. Es war die richtige Entscheidung. Wir sind aber weiter befreundet und respektieren uns. Ich glaube, das ist das Wichtigste.

Wie sieht Ihr neues Umfeld jetzt aus?
PASZEK: Der ehemalige rumänische Profi Andrei Pavel ist fürs Tennis zuständig, wie auch der Tenniscampus in Dornbirn, wo ich mich vorbereitet habe. Martin Hämmerle kümmert sich um meine Fitness und den Gesundheitsbereich. Julia Moldovan ist meine Physiotherapeutin, die auch mitreist.

Sie haben keine leichte Zeit hinter sich: Rückfall in der Weltrangliste nach Pfeiffer’schem Drüsenfieber, Muskeleinriss im Adduktorenbereich. Wie schwer war der Weg zurück?
PASZEK: Ich möchte die Vergangenheit hinter mir lassen. Es war ein schwerer Weg zurück, ein harter Kampf. Aber ich bin froh, dass ich wieder dabei bin.

Das heißt, Sie haben mit dem Negativen abgeschlossen?
PASZEK: Auf jeden Fall. Der Blick ist nach vorne gerichtet, die Motivation ist jeden Tag dabei.

Nehmen Sie aus den letzten Monaten auch etwas Positives mit?
PASZEK: Ja, klar. Ich denke, jeder Mensch muss einmal etwas Negatives, Schweres erlebt haben, harte Challenges überstehen, um danach wieder mit schönen, positiven Dingen im Leben konfrontiert zu werden.

Sie galten schon vor knapp zehn Jahren als das "Wunderkind". Es ging so schnell bergauf – wie denken Sie heute darüber?
PASZEK: Ich glaube, dass das Thema Wunderkind ein großer Lernprozess war und dass es nicht immer nur nach oben gehen kann. Hat man ja auch bei mir gesehen. Ich denke nicht, dass ich zu früh begonnen habe. Es passiert alles zu seiner Zeit. Gott sei Dank habe ich meinen Weg wieder gefunden. Ich würde nichts ändern und habe es nie als Druck empfunden.

In der Rangliste haben Sie nach dem Turnier in Auckland einen großen Sprung nach vorn gemacht. Die Hauptbewerbe rücken wieder näher?
PASZEK: Rang 126 ist sehr schön zu sehen. Mein Ziel ist es, mich so schnell wie möglich wieder in den Top 100 zu etablieren, damit ich dann den Weg nach oben beginnen kann.

Was erwarten Sie sich für die Qualifikation bei den Australian Open in Melbourne?
PASZEK: Mit zu vielen Erwartungen setzt man sich selber nur unter Druck, deshalb möchte ich sie auch beiseitelassen. Ich weiß, dass ich momentan sehr gutes Tennis spiele, so gesehen ist alles möglich. Mein Ziel ist es, mich zu qualifizieren und dann ins Turnier zu starten.

Ist Tamira Paszek wieder auf dem besten Weg zurück in die Weltklasse?
PASZEK (schmunzelt): Ich glaube, dass man kann sagen: It’s just the beginning . . .

INTERVIEW: DENISE MARYODNIG