Mein Gott, 30 Jahre ist das schon her? Ja, die Zeit bleibt nicht stehen. Auch nicht in der Welt des Tennis - und so feiert Boris Becker heute das 30. Jubiläum seines wohl größtes Triumphs, als der Deutsche am 7. Juli 1985 als erst 17-Jähriger und damit jüngster Spieler aller Zeiten als Ungesetzter im Tennis-Mekka von Wimbledon triumphieren konnte.

Mit einem 6:3, 6:7, 7:6, 6:4-Finalsieg über den zehn Jahre älteren Kevin Curren schockte Becker damals nicht nur den Südafrikaner, sondern sorgte in der gesamten Sportwelt für Furore. Zudem löste der Leimener spätestens mit diesem Meisterstück bei unseren nördlichen Nachbarn einen ungeahnten Tennis-Boom, der natürlich auch von Steffi Graf und Michael Stich getragen wurde, aus.

Das Wohnzimmer des Rotschopfs

Zwar konnte Becker, der 1991 auf den Thron der Weltrangliste kletterte und 1999 seinen Rücktritt bekanntgab, in seiner Karriere sechs Grand-Slam-Titel hamstern, doch verband und verbindet man den Rotschopf stets mit Wimbledon, seinem ganz persönlichen Wohnzimmer.

Dort konnte er auch noch 1986 (6:4, 6:3, 7:5 über Ivan Lendl) sowie 1989 (6:0, 7:6, 6:4 gegen Stefan Edberg) triumphieren und stand insgesamt sieben Mal im Endspiel. Und dort, im Südwesten Londons, hat sich der mittlerweile 47-Jährige auch niedergelassen. "Ich fühle mich sehr gut hier. Die Menschen lassen mich einfach in Ruhe und gut leben", sagt Becker.

Damit schneidet "Bobele" auch ein heikles Thema an. Denn mit seiner alten Heimat Deutschland hat das einstige Liebkind gebrochen. Nur eine von vielen privaten Eskapaden, die das Leben des "roten Barons" begleiteten. Steuer-Skandale, Firmen-Pleiten, die Scheidung von Barbara Becker und der folgenreiche One-Night-Stand mit Angela Ermakova, aus dem Tochter Anna hervorging.

Becker und Schützling Djokovic in Wimbledon
Becker und Schützling Djokovic in Wimbledon © APA

Doch das alles hat Becker heute hinter sich gelassen, steht heute wieder mit dem Tennis im Blickpunkt. Und das als Trainer des Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic, mit dem er 2014 seinen ersten Wimbledon-Titel als Betreuer feiern durfte. Und so fand die Liebe zwischen Becker und Wimbledon eine Fortsetzung. Eine Liebe, die der Deutsche wie folgt erklärt:
„Die Magie von Wimbledon ist seine Mischung aus Mythos und Moderne. Sie verdienen hier sehr, sehr gutes Geld, haben ein florierendes Business, aber es ist kein seelenloses Kommerzunternehmen. Wie vor 25 oder 50 Jahren sieht man die Spieler in weißem Dress herumlaufen, es gibt keine Werbebanden, und es gibt auch diesen Willen, sich nicht jedem schnellen Trend zu beugen. Wimbledon ist einfach nur Wimbledon. Das muss einem doch gefallen.“

ALEXANDER TAGGER