Stefan Koubek, neuer österreichischer Daviscup-Kapitän – wie klingt das für Sie?
STEFAN KOUBEK (lacht): Das klingt gut, aber ich muss zugeben, es ist noch ungewohnt. Und es taugt mir total.

Wie kam es dazu?
KOUBEK: Ich war neugierig, wer der neue Kapitän wird, da ich vor Längerem schon ein Gespräch hatte, aber es wurde nichts daraus. Als ich ein Monat in Amerika auf Urlaub war, habe ich mitbekommen, dass mich Günter Bresnik über die Medien ins Spiel gebracht hat. Wieder in Österreich zurück, kam es zu einem Gespräch mit Vizepräsident Robin Lumsden und Geschäftsführer Thomas Hammerl. Ich hab dann ein paar Spieler angerufen und gesagt, dass ich verhandle und wie sie dazustehen. Dann kam eines aufs andere. Aber ich musste es mir gut überlegen, da ich mit Tennispoint in Wien einen Shop eröffnen werde und noch nicht einschätzen konnte, wie sehr mich diese Tätigkeit einnimmt – deshalb ist der Vertrag auf ein Jahr beschränkt.

Ihr Debüt ist von 6. bis 8. März in Örebro gegen Schweden – was kommt auf Sie zu?
KOUBEK: Ich muss versuchen, alle Spieler zu mobilisieren, dass sie spielen. Zwingen kann man niemanden, aber wenn man die Chance bekommt, sein Land repräsentieren zu können, dann sollte man zuschlagen. Ich wollte immer spielen, das war eine Ehre für mich. Die Woche vor dem Wettkampf kann man eigentlich nur noch einen Feinschliff machen. Die Einstellung und Stimmung muss passen, ich erwarte 100 Prozent.

Sie haben rund 17 Jahre Profierfahrung hinter sich. Inwiefern hat das Vorteile?
KOUBEK: Ich kann mich in die Spieler reinversetzen. Ich weiß, wie es ist, wenn man hochgelobt oder von den Medien zerrissen wird. Ich kenne die unterschiedlichsten Situationen. Auf der Bank sieht man sehr viel. Man muss die Ruhe bewahren, beim Spieler zum richtigen Zeitpunkt eingreifen und sich Zeit für ihn nehmen.

Ihr ehemaliger Langzeitcoach Günter Bresnik hatte dieses Amt auch inne – werden Sie sich Tipps holen?
KOUBEK: Ja, mit Sicherheit. Als Spieler bekommst du alles gemacht. Jetzt heißt es organisieren, koordinieren, Trainingsplätze reservieren und alles was anfällt.

Wo wollen Sie mit dem ÖTV-Team hin?
KOUBEK: Das Ziel ist die Weltgruppe und ich bin davon überzeugt, dass Österreich die Qualität dazu hat. Als Spieler blieb mir ein Sieg in der Weltgruppe verwehrt, nun ist es mein Herzenswunsch, es als Daviscup-Kapitän zu schaffen.

Es gab in den letzten Monaten immer wieder Ungereimtheiten im Verband – wie stehen Sie zu dem Thema?
KOUBEK: Klar, gehe ich nicht unbescholten an die Sache ran. Als ehemaliger Spieler weiß man, was im Verband abgeht und welche Probleme in der Luft hängen. Es gibt immer eine Vorgeschichte, die auch nachvollziehbar ist. Ob Dominic Thiem in Zukunft spielt oder nicht – da will ich mich noch nicht aus dem Fenster lehnen. Die Tür steht ihm offen.

Sie kennen viele Spieler aus ihrer aktiven Zeit. Wie werden Sie sich den nötigen Respekt verschaffen?
KOUBEK: Der Respekt ist von Haus aus da. Dominic kenne ich, seitdem er bei Günter Bresnik angefangen hat. Zuerst hat er mir zugeschaut, mit mir trainiert, ich war mit ihm auf Turnieren und dann hat er mich abgezogen. . . Wir wissen alle, wie wir ticken und haben viel Zeit miteinander verbracht. Ich werde nicht der Offizier sein, bei dem man habt Acht stehen muss.

Was hat ihr Freund Roger Federer dazu gesagt?
KOUBEK: Roger ist gerade auf Urlaub. Vielleicht hat er es mitbekommen, aber wir hatten seit dieser Entscheidung keinen Kontakt. Aber ich bin sicher, dass er sich mit mir freut.

Sie haben in den letzten drei Jahren als Co-Kommentator fungiert - ist das Geschichte?
KOUBEK: Das Okay vom Verband habe ich. Nur bei Österreicher-Partien halte ich mich raus. Mir macht das kommentieren Spaß und das eine schließt das andere ja nicht aus.

INTERVIEW: DENISE MARYODNIG