Die Aufregung am Tag nach dem 3:6, 4:6, 7:6, 6:2, 7:5-Erstrundensieg von Sebastian Ofner im Skandalmatch der French Open gegen Terence Atmane war auch tags darauf noch groß. Der Franzose hatte im vierten Satz beim Stand von 4:1 und 30:30 aus Sicht des Österreichers aus Frust einen Ball weggedroschen. Dieser traf eine Zuschauerin am Knie. Eine Disqualifikation des 22-Jährigen wäre die einzig richtige Schlussfolgerung gewesen. Doch nach langen Diskussionen entschied der Supervisor, Atmane für die Aktion nur zu verwarnen. Ein Schelm, wer jetzt an Heimvorteil denkt ...

Dabei hat es in der jüngeren Geschichte schon mehrere solcher Vorfälle gegeben, die stets mit einer Disqualifikation des Übeltäters endete. Prominentestes Beispiel ist Novak Djokovic. Der Grand-Slam-Rekordsieger (24) schoss bei den US Open 2020 im Achtelfinalmatch gegen Pablo Carreno Busta ebenfalls unüberlegt aus Frust einen Ball Richtung Plane, traf dabei allerdings eine Linienrichterin am Hals. Alles Entschuldigen des Serben half nichts – nach minutenlangen Diskussionen erhielt der „Djoker“ die „Rote Karte“.

Ebenfalls noch gut in Erinnerung ist ein Ausraster von Denis Shapovalov. Der damals 17-Jährige wollte 2017 im Davis Cup-Duell gegen Großbritannien aus Wut über einen Aufschlagverlust einen Ball wegschießen, traf dabei aber Stuhlschiedsrichter Arnaud Gabas voll im Gesicht. Shapovalov wurde disqualifiziert und Kanada verlor damit das Duell in Ottawa 2:3. „Es war ein inakzeptables Verhalten von mir. Ich fühle mich unglaublich beschämt und geniere mich und ich fühle mich furchtbar, dass ich mein Team und mein Land im Stich gelassen habe“, sagte der zerknirschte Shapovalov damals.

Auch bei der Disqualifikation von Tim Henman 1995 in Wimbledon war ein Ball im Spiel. Der eigentlich als „Gentleman im Tennis“ bekannte Brite geriet in einem Doppel nach einem verlorenen Punkt in Rage, feuerte einen Ball weg und traf damit ein Ballmädchen am Kopf. Der damals 20-Jährige wurde wegen dieser Szene nach einigen Diskussionen wegen unsportlichen Verhaltens disqualifiziert. „Es war ein Unfall, aber ich bin verantwortlich für meine Aktionen“, sagte Henman.

Disqualifikationen gab es im Tennis freilich noch unzählige mehr. Darunter finden sich prominente Namen wie John McEnroe, Andre Agassi, Serena Williams, David Nalbandian oder auch Stefan Koubek, der 2019 in Gleisdorf Daniel Köllerer in einem Bundesligaspiel an die Gurgel gegangen war. Allerdings war bei all diesen Ausrastern kein Ball im Spiel, der eine andere Person traf.