Eineinhalb lockere Stunden auf dem Rad standen am ersten Ruhetag der Tour de France bei Georg Preidler auf dem Programm. Der Steirer im Dienste von Giant Alpecin liegt bei seiner ersten Tour der Leiden nach neun von 21 Etappen auf dem 84. Rang der „großen Schleife“, und ehe es in die Berge der Pyrenäen geht, zieht er Bilanz.


Herr Preidler, wie waren Ihre ersten neun Etappen bei der Tour de France?
GEORG PREIDLER: Es ist eigentlich ziemlich stressig. Ich habe vor dem Rennen nicht erwartet, dass es so wild wird.


Inwiefern?
PREIDLER: Es wird hier schon ein anderes Tempo angeschlagen und generell ist alles ein bisschen anders als bei einem „normalen“ Rennen. Bei der Tour de France ist alles größer. Egal wo du hingehst, überall sind Menschen und Reporter. Für mich selbst ist es noch relativ entspannt. Wir haben ein paar Fahrer, die viele Interviews und Pressetermine haben. Wie etwa John Degenkolb.


Auch im Rennen?
PREIDLER: Da gibt es ab und zu einmal einen ruhigen Moment im Feld, aber eigentlich ist man immer angespannt. Es kann jederzeit irgendetwas passieren.


Wie ist das Gefühl, im Feld der Tour de France Seite an Seite mit den Stars zu fahren?
PREIDLER: Das ist nicht sonderlich anders als bei anderen Rennen. Sie fahren halt noch ein bisschen unguter und aggressiver.


Wie hoch ist die körperliche Belastung?
PREIDLER: Bis jetzt waren die Etappen nicht so schwierig. Es waren ein paar Stürze dabei und dadurch gab es Stress. Ich bin in der ersten Woche ein paar Mal für Degenkolb vorne gefahren und das merkt man am nächsten Tag schon in den Beinen.


Nun geht die Tour in die Berge und es wird richtig anstrengend . . .
PREIDLER: Jetzt geht es richtig los. Ich habe in den ersten Tagen gemerkt, dass ich bergauf nicht so schlecht beieinander bin. Auf richtigen Hochgebirgsetappen sieht es wieder anders aus, aber ich mache mir keine Sorgen, dass ich da nicht mitkomme. Also mit „normalen“ Radfahrern und nicht mit denen, die vorne herumfahren.


Ihnen ist auf der fünften Etappe der Reifen weggerutscht und Sie sind zu Sturz gekommen. Ist man da machtlos?
PREIDLER: Ich habe gemerkt, dass wir auf eine Kurve zufahren und alle zu bremsen beginnen. Auf einmal ist mir unter den Beinen alles weggerutscht, da kann man gar nichts machen. Gedacht habe ich da nicht mehr viel. Es war blöd, dass mein Rad kaputt war, und ich musste lange warten, bis ich ein neues bekommen habe.


Sind Sie mit Ihrer Leistung zufrieden?
PREIDLER: Meine Platzierungen sind nicht so wichtig. Es ist schade, dass wir noch keine Etappe gewonnen haben, denn das war unser Ziel. Aber Warren Barguil ist mit 2:43 Minuten Rückstand auf Leader Christopher Froome noch in Reichweite und er ist ein guter Bergfahrer.


Hoffen Sie auf die Erlaubnis, einmal zu attackieren?
PREIDLER: Auf jeden Fall, und ich glaube, es wird auch passieren.


Gibt es einen Tipp?
PREIDLER: Das ist schwierig zu sagen, aber eher auf einer der nicht ganz so harten Etappen.


Haben Sie Kontakt zu den anderen Österreichern im Feld, Marco Haller und Matthias Brändle?
PREIDLER: Wir quatschen jeden Tag ein bisschen und haben auch eine Österreicher-Gruppe auf WhatsApp, in der wir Neuigkeiten austauschen. Sonst gibt es im Feld auch Momente, in denen man ein bisschen plaudern kann.


Wie sieht ein Tour-Tag aus?
PREIDLER: Aufstehen und frühstücken, dann haben wir 20 Minuten, um uns herzurichten. Im Bus zum Etappenstart haben wir eine Besprechung. Vor dem Start wärmen wir auf und dann fährt man eh den ganzen Tag in der Gegend herum, gefolgt vom Transfer zurück, Besprechung, Massage. Nach dem Abendessen ist es meist schon 22 Uhr und der Tag ist gelaufen.

INTERVIEW: GEORG MICHL