In Bern will es Eva Wutti am Sonntag noch einmal wissen. Die Marathon-Distanz, also exakt 42,195 Kilometer, will die Kärntnerin, die für SU TRI Styria startet, unter 2:29:30 absolvieren und sich so für die Olympischen Spiele in Tokio qualifizieren. 42 Herren - inklusive Pacemaker - und 14 Frauen - inklusive Pacemaker - werden sich in Bern auf den Rundkurs wagen. Getrödelt wird definitiv nicht. "Grundsätzlich ist die Idee des Rennens, dass einige die Möglichkeit haben, die Norm zu laufen", sagt Wutti. Angemeldet wären auch Frauen, die bereits schneller als 2:29:30 gelaufen sind - aber von ihren Nationalverbänden eine bessere Zeit vorgeschrieben bekommen.

Das alles findet in Bern unter Ausschluss der Öffentlichkeit und unter strengsten Regelungen statt. Pro Starter darf nur eine Begleitperson mit aufs Gelände, Wutti wird von ihrem Trainer Herwig Reupichler unterstützt, in der Unterkunft gibt es Eigenverpflegung, um mit so wenigen Menschen wie möglich in Kontakt zu kommen.

Grundsätzlich ist Wutti, die seit Sonntag wieder in Österreich ist, um sich auf die klimatischen Bedingungen in der Schweiz zu gewöhnen, mit der Vorbereitung auf den Wettkampf sehr zufrieden, nur eine leichte Erkältung wirft sie aktuell etwas zurück. "Ich hoffe, das wird. Die Daten sagen, dass ich sehr fit bin", freut sich Wutti auf Sonntag. Und schielt auf den Wetterbericht. "Es geht um das Olympia-Limit, da ist das Wetter definitiv ausschlaggebend." Noch wären die Verhältnisse durchwachsen. Sonnenschein und 10 Grad würde sie sich wünschen. "Aber so lange es nicht regnet und nicht stürmt ..."

Weil Wutti ihren letzten Wettkampf erst vor drei Monaten absolviert hat, galt es, nicht zu viel zu trainieren. "Ich konnte die Einheiten meistens laut Vorgabe erfüllen", sagt sie. "Ich bin mit der Pace sehr gut zurechtgekommen." Besser noch als bei der Vorbereitung auf die Wettkämpfe in Valencia und Wien im Dezember. Auch, weil die 32-Jährige dieses Mal die meiste Zeit nicht alleine gelaufen ist. In Barcelona, wo die Wolfsbergerin lebt, hat sie mit "männlichen Triathleten trainiert, die die 3:32 pro Kilometer auf kurze Strecken sehr gut mitlaufen konnten", erklärt sie. "Es geht ja nicht darum, jeden Freitag einen Halbmarathon im Wettkampftempo zu laufen, sondern um kurze Einheiten. Das haben die Jungs gut geschafft."

Und jetzt hofft Wutti auf einen erfolgreichen Lauf in Bern. Ein Halbmarathon mit der Kilometer-Zeit von 3:32 Minuten und anschließend ein Halbmarathon mit der Kilometer-Zeit von 3:33 Minuten wären für das Olympialimit notwendig. Oder anders gesprochen: Zweieinhalb Stunden Laufen mit 17 km/h. "Ich muss mich nach den Pacemakern richten und nach den Kolleginnen", sagt Wutti. "Wir sind aber nicht viele, hoffentlich können wir es uns ausreden." Sie würde den ersten Halbmarathon gerne um 20 Sekunden schneller laufen als den zweiten. "Die Ermüdung kommt sowieso, hoffentlich so spät wie möglich."

Damit die Mutter einer Tochter nicht zu müde in die Schweiz kommt, ging es in der letzten Trainingswoche fast nur noch um "Beine hochlegen und schonen". Wobei: "Die eine oder andere schnelle Einheit war dabei." Für die Spritzigkeit und damit kein Urlaubsgefühl aufkommt. Ab Donnerstag geht es dann darum, den Kohlenhydratspeicher zu füllen. Ein Ritual für Sonntag? "Ich lackier mir wahrscheinlich die Fingernägel", sagt Wutti. "Aber das mach ich sonst auch."