Dank eines starken neunten Platzes beim Andalucia Masters in Sotogrande fixierten Sie vergangenen Sonntag die World-Tour-Karte fürs kommende Jahr. Ihnen ist sicher ein großer Stein vom Herzen gefallen?
LUKAS NEMECZ: Die Erleichterung nach dem Erfolg war natürlich groß. Denn ich war das ganze Jahr in der Rangliste super dabei, aber dann hatte ich ab Juli zweimal einen Hexenschuss, musste einmal ein Turnier auslassen, eines einmal abbrechen und einige unter Schmerzen spielen. Das hat mich dann schon zurückgeworfen. Dennoch habe ich in den vergangenen Wochen sehr gut gespielt, aber die hinter mir Platzierten noch besser, deswegen wurde es noch einmal eng und ich bin in diesen 'Tourkartenstrudel' hineingeraten. Letztlich ist es aber gut ausgegangen.

Sie haben auch abseits des Golfplatzes ein ereignisreiches Jahr hinter sich: Sie haben im Sommer geheiratet und wurden jüngst Vater eines Sohnes ...
Ja, wirklich ein schönes Jahr. Bei der Geburt konnte ich leider nicht dabei sein, weil diese etwas früher als erwartet stattgefunden hat und ich auf dem Flughafen in Edinburgh gesessen bin. Aber es ist alles gut gelaufen und das ist ohnehin das Wichtigste.

Welchen Einfluss wird die Geburt Ihres Sohnes auf Ihre Karriere haben - immerhin sind Sie sehr viel unterwegs? 
Ich glaube schon, dass es künftig noch schwerer werden wird, von zu Hause wegzufliegen - denn das war es auch schon beim letzten Mal, als ich nach Andalusien geflogen bin. Vor allem, weil gerade in diesem Alter jeden Tag etwas passiert, was man verpasst. Aber das sind die Entbehrungen, die der Beruf mit sich bringt. Aber ich habe eine sehr entspannte und coole Frau, die alles perfekt löst und unter Kontrolle hat. Nichtsdestotrotz werde ich künftig versuchen, sie so gut wie möglich zu unterstützen. Und was ich auch gemerkt habe, ist, dass eine Vaterschaft zusätzlichen Druck bedeutet, weil es natürlich finanziell für die ganze Familie einen großen Unterschied macht, ob ich 'nur' auf der Challenger Tour oder eben der European Tour spielen kann.

Apropos finanzieller Unterschied: Sie haben für Ihren neunten Platz 67.200 Euro brutto bekommen, Bernd Wiesberger für den achten Platz in Jeddah auf der von Saudi-Arabien finanzierten LIV-Tour 620.000 Euro brutto. Blickt man da nicht neidisch auf diese Zahlen?
Ich mache mir darüber derzeit überhaupt keine Gedanken und finde mein Preisgeld auch mehr als fair, da muss man einfach realistisch sein. Die LIV-Tour bringt für mich den Golfsport aus der Balance, denn für einen Turniersieg, der keine Tradition hat, vier Millionen zu bekommen, steht für mich in keiner Relation mehr. Natürlich verstehe ich aber jeden Spieler, der dort dabei ist, weil es noch nie so einfach war, so viel Geld zu verdienen. Und die, die von dieser Tour eingeladen wurden, wie etwa Bernd, haben bereits Erfolge gefeiert, die ich noch erreichen möchte. Jedoch habe ich keine Ahnung, wo das langfristig hinführen soll und denke, dass es für den Golfsport, was die Öffentlichkeitswirksamkeit betrifft, eine Katastrophe ist.

Lukas Nemecz schlägt diese Woche auf Mallorca ab
Lukas Nemecz schlägt diese Woche auf Mallorca ab © SCREENSHOT/INSTAGRAM

Sie sind bereits wieder auf Mallorca, wo ab Donnerstag das nächste Turnier am Programm steht, können das Grazer Derby also nicht sehen - wem halten Sie aus der Ferne die Daumen?
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