In der Nacht auf Freitag, den 24. April, findet der NFL Draft 2020 statt. In den Tagen und Wochen davor finden sich jede Menge Experten und Fans, die mit ihrem Wissen zur NFL sich an einen „Mock Draft“ versuchen. Mock bedeutet so viel wie „Pseudo“, man tippt sich (meistens) durch die erste Runde des Drafts und versucht zu erraten, welches Team welchen Spieler wählt. Auf der Homepage der NFL kann man sich unter diesem Link auch selbst daran versuchen: https://predictpick.nfl.com/

Will man dem ganzen noch etwas Pfeffer zusätzlich geben, kann man auch Trades zwischen Teams einbauen. Gleich vier Trades kommen im allererstenKleine-Zeitung Mock Draft vor. Zu jedem Team wurde auch ein wenigen Sätzen ergänzt, warum gerade dieses Team diesen Spieler holen könnte.

Spoiler: Tua fällt

Die wahrscheinlich größte Überraschung in diesem Mock-Draft ist der Fall von Alabamas QB Tua Tagovailoa. Unter dem Hashtag #tankfortua starteten die Miami Dolphins-Fans die vergangene Saison, denn Tua wurde als der beste College-Spieler gesehen („to tank“ bedeutet in diesem Kontext so viel wie „schlecht spielen, um im Draft hoch picken zu können“). Im November verletzte sich der Quarterback aber schweran der Hüfte. Vor wenigen Wochen gaben ihm zwar seine Ärzte in Alabama wieder Sporterlaubnis, aber aufgrund des Covid-19 keine Spieler für medizinische Checkseingeflogen werden durften, konnten sich die Ärzte der NFL-Teams keine eigene Meinung bilden. Einen QB hoch zu draften, der eventuell bei einer erneuten Verletzung seine Karriere beenden muss, ist ein zu hohes Risiko für viele Franchises.
Aber genug des Vorwortes, kommen wir nun zum Kleine Zeitung NFL Mock Draft:

1. Cincinnati Bengals: Joe Burrow, QB, LSU

Burrow hat vergangene Saison für die LSU Tigers eine der besten QB-Saisonen aller Zeiten abgeliefert und verdient die College Meisterschaft sowie die Heisman-Trophy für den besten Spieler gewonnen. Darüber hinaus kommt Burrow aus Ohio, der US-Staat in dem auch die Stadt Cincinnati liegt. Die Bengals brauchen einen Aufschwung, da passt ein heimischer Siegertyp wie Burrow zu perfekt.

2. Washington Redskins: Chase Young, ED, Ohio State

Chase Young wird unter vielen Experten als der beste Spieler im Draft angesehen. In der College-Saison 2018 stand der Edge Rusher der Ohio State Buckeyes noch im Schatten von Nick Bosa, aber in der abgelaufenen Saison übertraf Young alle Erwartungen. Die Washington Redskins könnten sich Trade-Angebote anderer Teams anhören, aber sie gehen mit einem der sichersten Picks im Draft.

3. Detroit Lions: Jeff Okudah, CB, Ohio State

Auch Detroit könnte sich Trade-Angebote anhören, denn die Lions haben wie die Redskins einige Löcher in ihrem Roster zu füllen. Head Coach Matt Patrizia war früher der Defensive Coordinator unter Bill Belichik in New England und weiß, wie wichtig ein „Shutdown“-Corner für eine Defensive ist. Gerade im System der Lions, die viel Mannverteidigung spielt, passt der mit Abstand beste Cornerback des Drafts viel zu gut rein.

4. New York Giants:  Mekhi Becton, OT, Louisville

Becton ist ein Koloss von einem Mann: Der 21-Jährige verteilt 167 kg auf 2,01m. Ein US-Experte sagte über ihn: „Er hebt erwachsene Männer, die aktiv versuchen, nicht angehoben zu werden.“ Er zählt aus technischer Sicht nicht zu den besten Offensive Tackles in der Draft-Klasse, aber die Giants verlieben sich in die Urgewalt, die ihren jungen QB Daniel Jones und ihren Star-RB Saquon Barkley den Weg freiräumen soll.

5. Miami Dolphins: Isaiah Simmons, LB, Clemson

Wie schon eingangs begründet, trauen sich die Miami Dolphins nicht, Tua Tagovailoa zu ziehen. Zu groß ist das Risiko einer Verletzung für den fünften Pick. Auch Oregons QB Justin Herbert zu wählen, kommt an der dieser Stelle zu früh für die Dolphins. Oregon liegt im Nordwesten der USA, Florida im Südosten, daher war es für die Dolphins schwieriger während der Saison Herbert zu scouten und in Zeiten von Covid-19 haben sie sich nicht genug Eindrücke von Herbert machen können. Isaiah Simmons ist DER modere NFL-Verteidiger. In der Clemson Defensive hat er fast alle Positionen gespielt. Head Coach Brian Flores war 2018 noch der Defensiv-Chef der Patriots, in seine Taktik passt ein Multi-Talent wie Simmons wie die Faust aufs Auge.

6. Los Angeles Chargers: Andrew Thomas, OT, Alabama

Die Chargers und Probleme in der Offensive Line gehören zusammen wie Pech und Schwefel. Bis jetzt! In der Free Agency haben die Chargers den rechten Tackle Bryan Bulaga geholt, nun holen sie den besten linken Tackle im Draft. Mit Spielern wie Keenan Allen, Hunter Henry und Austin Ekeler brauchen die Chargers einen OT, der gerade im Passspiel brilliert. Thomas hat über die letzten drei Jahre in Georgia vor allem dort starke Leistungen gezeigt.

7. Carolina Panthers: Derrick Brown, DT, Auburn

Die Panthers befinden sich nach den Abgängen von DT Gerald McCoy, DT Dontari Poe sowie LB Luke Kuechly im Rebuild-Modus. Im Einmal-Eins für Coaches heißt es, eine Defensive baut man an der Defensive Line beginnend auf. Derrick Brown ist nicht nur der beste Defensive Tackle im Draft, sondern vor allem ein Biest gegen den Lauf, während das größte Problem vergangene Saison die Laufverteidigung war.

8. Arizona Cardinals: Tristan Wirfs, OT, Iowa

Nachdem die Cardinals WR DeAndre Hopkins von den Texans „gestohlen“ haben, ist der nächste Schritt im Aufbau einer starken Offensive ein Offensive Tackle. Da QB Kyler Murray einer der wendigsten seiner Position ist, macht es nur Sinn, ihm den athletischsten OT zur Seite zu stellen: Wirfs hatte beim NFL Combine gleich zwei Rekorde (Hoch- und Weitsprung) für Offensive Tackle gebrochen.

9. Jacksonville Jaguars: Jerry Jeudy, WR, Alabama

Nachdem die Jaguars sich gegen QB Nick Foles und für QB Gardner Minshew entschieden haben, stellen sie ihm auch einen der stärksten Receiver dieser Draft-Klasse zur Verfügung. Jeudy ist der beste Route-Runner und somit unheimlich gut darin, sich Platz gegen seinen Verteidiger zu machen. Das macht das Leben für einen jungen Quarterback um ein Vielfaches leichter. Die Jaguars haben zwar auch Löcher in der Defensive, aber an der neunten Position macht Jeudy am meisten Sinn.

10. TRADE. Denver Broncos (von Cle): Henry Ruggs III, WR, Alabama

Die Denver Broncos verfügen mit 12 Picks genug Draftkapital, um die Receiver-bedürftigen Teams Raiders, Jets und 49ers zu überspringen und sich den Speedster Henry Ruggs aus Alabama zu schnappen. Experten vergleichen dessen Spielstil mit dem von Kansas Citys Tyreek Hill. Die Broncos erhoffen sich, dass Ruggs mit Courtland Sutton eines der besseren WR-Duos der Liga bilden wird.

11. New York Jets: CeeDee Lamb, WR, Oklahoma

Lamb ist der Receiver mit dem größten Potential der letzten Jahre. Die Jets haben ein riesiges Bedürfnis nach einem Star-Wideout. Lamb ist ein Monster mit dem Ball in der Hand und kann von überall am Feld scoren. Seine Körperkontrolle und die Fähigkeit im Luftkampf mit dem Verteidiger meistens den Ball zu fangen macht ihn zu einem beliebten QB-Ziel in der Endzone und bei riskanteren Würfen, da die Chance groß ist, dass Lamb mit dem Ball runterkommt.

12.  Las Vegas Raiders: Justin Jefferson, WR, LSU

Die Raiders sind vielleicht das einzige Team, das einen Receiver noch nötiger hat, als die Jets. Darüber hinaus haben sie keinen Pick in der zweiten Runde und können nicht abwarten, ob ein Receiver später zu ihnen fällt. Justin Jefferson mag für viele mit dem zwölften Pick eine Überraschung sein, aber man darf nicht vergessen, dass Jefferson mit 111 Receptions für 1540 Yards und 18 TDs die Nummer-1-Anspielstation der LSU Tigers, den Champions im College-Football, war.

13. TRADE. Miami Dolphins (von SF): Tua Tagovailoa, QB, Alabama

Nachdem San Francisco die Top-4 Receiver vom Draftboard gehen hat sehen müssen und über keinen Pick in den Runden zwei bis vier verfügen, sind sie der perfekte Trade-Partner für Miami. Die Dolphins senden einen Zweit- und einen Drittrundenpick an die Westküste, um sich Tagovailoa doch zu schnappen. Mit dem 13. Pick fühlen sie sich auch bereit, dass Verletzungsrisiko einzugehen.

14. Tampa Bay Buccaneers: Kristan Fulton, CB, LSU

Die Bucs füllen die größte Lücke in ihrer Defensive mit dem besten Zonen-Verteidiger. Zudem ist Fulton auch als „Ballhawk“ bekannt, also ein Spieler, der in der Lage ist, den Ball zu erobern und ihn wieder in die Hände der Offensive um QB Tom Brady zu legen.

15. TRADE. Cleveland Browns (von Den): Jedrick Wills, OT, Alabama

Es gibt Experten, die Wills als den besten Offensive Tackle im Draft sehen. Dank des Trades mit Denver erhielten die Browns zusätzliche Picks und bekommen auch noch Wills. Für Alabama stand der athletische 1,96m-Mann zwar auf der rechten Seite der O-Line, aber für die Browns wird er die linke Seite von QB Baker Mayfield schützen.

16. Atlanta Falcons: Patrick Queen, LB, LSU

Queen ist ein Spieler ganz nach dem Geschmack von Atlantas Head Coach Dan Quinn: schnell, intelligent und ein guter Tackler. Der beste Inside-Linebacker im Draft passt perfekt zu den Falcons, die mit ihm die Mitte ihrer löchrigen Defensive stopfen. Später im Draft können sie dann noch Hilfe für die Cornerback-Position finden.

17. Dallas Cowboys: Xavier McKinney, S, Alabama

Der erste Safety vom Kleine-Zeitung-Draft-Board hat einen hohen Football-IQ sowie die Wendigkeit und Kraft sich mit allen Receivern und Tight Ends zu messen. Er ist mit Stärken in der Passverteidigung und in der tiefen Zonenverteidigung hinter den Linebackern und Cornerbacks der beste tiefe Safety im Draft.

18. TRADE. San Francisco 49ers (von Mia): Tee Higgins, WR, Clemson

Nachdem die 49ers nach hinten getradet sind, um sich Draftpicks zu holen, verwenden sie ihren ersten Erstrunden-Pick für den größten Receiver im Draft. Tee Higgins ist mit seinen 1,96m knapp 10 Zentimeter größer als Jeudy oder Lamb und hat den größten Catch-Radius. Damit ist er eine Waffe in der Endzone.

19. Las Vegas Raiders: Grant Delpit, S, LSU

Delpit gilt als physischer Safety, der seine Stärken vor allem in der Nähe der Line of Scrimmage hat. Er ist gut gegen den Lauf und in der Zonenverteidigung gegen Tight Ends und bei Screen-Pässen oder Jet-Sweeps. Sein harter Spielstil entspricht genau dem Geschmack von Head Coach Joe Gruden.

20. TRADE. New England Patriots (von Jax): Justin Herbert, QB, Oregon

Die Patriots nutzen den Fall von Oregons Quarterback und holen sich Justin Herbert. Sie traden mit den Jacksonville Jaguars die sich dafür Picks in späteren Runden sichern. Herbert ist der Prototyp-Quarterback schlechthin, mit einer Größe von 194 cm, einem hohen Football-IQ und einem starken Arm.

21. Philadelphia Eagles: C. J. Henderson, CB, Florida

Nachdem die besten Wide Receiver bereits vom Board sind und die Eagles trotz der Verpflichtung von CB Darius Slay noch Hilfe in der Secondary brauchen, wählen sie den mit Henderson einen der besten Mann-zu-Mann-Cornerbacks des Drafts.

22. Minnesota Vikings: Yetur Gross-Metos, ED, Penn State

Gross-Metos ist mit einem Mix aus Athletik, Größe und Beweglichkeit der Prototyp eines Edge Rusher. An der Penn State überzeugte er über den letzten beiden Jahren mit 17,5 Sacks und 35 Tackles for loss. Nach den Abgängen von DE Everson Griffen und DT Linval Joseph brauchen die Vikings einen Spieler wie Gross-Metos.

23. Jacksonville Jaguars (von NE): Javeon Kinlaw, DT, South Carolina

Besser kann es für die Jaguars hier nicht laufen. Nachdem sie von den PatriotsDraft Picks erhalten haben, bekommen sie hier den Spieler, den sie so oder so haben wollten. Kinlaw ist ein Spieler mit Top-10-Potential und der beste Pass Rusher auf der DT-Position.

24. New Orleans Saints: Kenneth Murray, LB, Oklahoma

Linebacker ist vielleicht die einzige Position auf welcher die Saints einen Spieler brauchen würden. Murray ist ein intelligenter Linebacker, der mit seiner Geschwindigkeit das Feld von Seitenlinie zu Seitenlinie abdecken kann und gilt ebenso als guter Tackler.

25. Minnesota Vikings: Laviska Shenault, WR, Colorado

Shenault könnte man als WR-RB-Hybriden bezeichnen, denn er hat in Colorado als WR sowohl außen als auch im Slot gespielt, sowie Snaps als RB und als Wildcat-QB gesammelt. Er ist nicht der Eins-zu-Eins-Ersatz für WR Diggs, aber ein gefährlicher Spieler für jede Offensive.

26. Miami Dolphins: Joshua Jones, OT, Houston

Mit ihrem dritten Pick in der ersten Runde nehmen die Dolphins den nächstbesten Offensive Tackle im Draft. Jones war in der Collegezeit im Passblocking zum Teil stärker als manche der OT, die vor ihm gewählt wurden, und schützt in Zukunft den neuen Star-QB der Dolphins.

27. Seattle Seahawks: K’lavon Chaisson, ED, LSU

Wenn Chaisson bis auf die 27. Stelle fällt, werden die Seahawks keine Sekunde überlegen und in Windeseile der NFL ihren Pick mitteilen. Er ist ein smarter Outside Linebacker und ein Top-15-Talent. Von Spielern wie ihn kann ein Team nie genug haben.

28. Baltimore Ravens: Jordan Elliot, DT, Missouri

Elliot fliegt für viele unter dem Rader. Er mag nicht der athletischste Verteidiger sein, aber er zeigte seine gesamte College-Karriere über konstant mit starken Leistungen auf und besitzt das beste Gesamtpaket aller Defensive Tackles.

29. Tennessee Titans: Zack Baun, LB, Wisconsin

Baun ist ein explosiver und flinker Inside Linebacker, der sehr gut gegen den Lauf arbeitet. Er besitzt zudem die nötigen Coverage-Skills, um Running Backs und Tight Ends zu decken und kann auch situativ den gegnerischen Quarterback unter Druck setzen.

30. Green Bay Packers: Denzel Mims, WR, Baylor

Mims ist von allen Receivern der ersten Runde der am wenigsten „fertige“. Doch in Baylor und beim Senior-Bowl zeigte er sein Erstrunden-Talent: explosiv, gute Körperkontrolle und mit einem großem Fangradius. Mims wird spätestens Mitte der Saison der klare WR2 der Packers sein und QB Aaron Rodgers glücklich machen.

31. San Francisco 49ers: Trevon Diggs, CB, Alabama

Ob man es glauben will oder nicht, CB Richard Sherman zählt mit seinen 32 Jahren schon zur alten Generation von Spielern. Der Bruder von Bills WR Stefon Diggs zählt zu den besten Press-Cornerbacks im Draft und kann von Sherman lernen, um bald ein Eckpfeiler der 49ers Defensive zu werden.

32. TRADE. Los Angeles Chargers (von KC): Jordan Love, QB, Utah State

Kansas City war in der Free Agency nicht übermäßig aktiv und haben auch keinen Grund hier zu picken. Die Chargers springen fünf Plätze rauf, um noch in der ersten Runde Love zu holen. An ihm scheiden sich die Geister: manche Experten sehen in ihm ein Top-10-Talent und werden an Patrick Mahomes erinnert, anderen ist Love zu inkonsistent und nicht mehr als ein später Zweitrunden-Spieler.