Sie sind als Zehnter ins Rennen gegangen und jetzt stehen Sie als Sieger da. Wie fühlt sich das an?
BRAD BINDER: Letzte Nacht habe ich mir einfach nur gedacht: 'Ich will dieses Podium!'. Ich war schon so lange nicht mehr am Podest und es war für mich ehrlich gesagt ein unglaublich schwieriges Rennen. Mit dem Bike hatte ich im Trockenen richtig Probleme, dann sah ich aber, dass der Regen kommt und ich aufschließen kann. Jetzt bin ich einfach super happy.

Nehmen Sie uns mit in Ihren Kopf. Was ging darin ab, als Sie entschieden, bei Regen alleine draußen zu bleiben?
Ich musste es einfach probieren. Eigentlich habe ich gesehen, dass alle reinfahren und ich habe mir gedacht, jetzt oder nie. Die Bremsen wurden aber extrem schnell kalt und ich konnte kaum noch fahren. Wahrscheinlich spielte auch mein Bruder eine Rolle, weil er mir nach seinem Rennen gesagt hatte, dass der Grip besser als erwartet war. Manchmal muss man eben riskieren und das hat sich heute ausgezahlt.

Wie war die letzte Runde für Sie?
Kurz gesagt: ein Desaster. Ich habe auf meinem Board neun Sekunden plus gesehen und es war unmöglich auf der Strecke zu bleiben. Ich habe gleich mehrmals gedacht, dass ich die nächste Kurve nicht schaffe. Mit Fortlauf der Runde habe ich erwartet, dass jemand an mir vorbeifliegt. Deshalb war die Zielflagge eine echte Erleichterung.

Wieso war der Speed im anfänglichen Regen so viel besser als noch auf trockener Piste?
Als der Regen gekommen ist, habe ich mich noch einmal gepusht. Ich habe meine Chance gesehen und musste diese Möglichkeit beim Heimrennen einfach nützen.

In den letzten Rennen hat sie ihr Teamkollege Miguel Oliveira meistens in den Schatten gestellt. Wie schwierig war die Situation für Sie?
Nicht so sehr. Durch die Performance von Miguel habe ich gesehen, dass mit diesem Bike viel möglich ist und ich nur an mir selbst arbeiten muss. Es ist super einen Teamkollegen zu haben, der schnell ist und am Ende macht er mich sogar zu einem besseren Fahrer.

Sie haben eine Drei-Sekunden-Strafe aufgrund der Track-Limits erhalten. Dachten Sie in Ihrer letzten Runde daran?
Nicht wirklich. Es ging nur noch darum, ob ich crashe oder weiterfahre. Da bleibt keine Zeit, daran zu denken.

Kann man diese Situation, mit Slicks im völligen Regen zu fahren, eigentlich trainieren?
Wenn du dich schnell verletzen willst, solltest du genau das trainieren. Nein. So eine Situation kann man einfach nicht künstlich herstellen oder sich darauf vorbereiten.

Sie bezeichneten Regenrennen früher als "Alptraum". Ist dieser jetzt vorbei?
Nein. Heute ging es ja nicht ums Rennfahren, sondern nur ums Überleben. Ich wollte nur irgendwie ins Ziel kommen. Aber im Laufe des Wochenendes habe ich auch im Regen einen Schritt nach vorne gemacht und kann jetzt besser damit umgehen.