Warum war Fernando Alonso auf einmal wieder so stark?

Erstens hat Aston Martin am Auto einiges getan, neue Updates mitgebracht, die offensichtlich funktionierten. Doch der Spanier profitierte auch von seiner extremen Erfahrung, seinen Fähigkeiten, sich auf wechselnde Bedingungen einzustellen und ein Rennen zu lesen. Das begann schon mit einem tollen Start auf der bereits feuchten Strecke, mit dem er die Grundlage zum späteren Erfolg legte. In der Endphase schien es kurz sogar so, als könnte er Verstappen angreifen, da er wusste, dass der Weltmeister Probleme haben würde, seine Reifen schnell auf Temperatur zu bringen. „Ich hatte in der Pause nachgedacht, an welchen Stellen ich es probieren könnte. Kurve drei war direkt in meinem Kopf. Aber auch Kurve eins direkt nach dem Neustart. Ich bin in der letzten Kurve ins Risiko gegangen und habe das Gas durchgedrückt, obwohl die Reifen noch kalt waren. Dadurch kam ich mit viel Schwung auf die Gerade, leider aber nicht nah genug an Max heran.“ Einen Gewaltakt verkniff er sich. Erstens war das Risiko zu groß, den wertvollen zweiten Platz wegzuwerfen, zweitens „habe ich befürchtet, bei den Fans hier dann nicht mehr heil von der Strecke zu kommen.“

Wie kam Pierre Gasly auf Platz drei?

Der Franzose profitierte zunächst vom Strategie-Poker: "Es war der herausforderndste Grand Prix der Saison. Es war alles dabei, was ein Wetterumschwung so zu bieten hat. Es ging darum, sich an die ständig wechselnden Verhältnisse anzupassen und die richtigen Entscheidungen mit den Boxenstopps zu treffen. In dieser Beziehung haben wir alles richtig gemacht." Der sehr frühe Wechsel auf Intermediates brachte ihn ins Spitzenfeld, in dem er sich festbiss. Am Ende half die Fünf-Sekunden-Strafe von Perez – ganze 0,8 km/h war die Red-Bull-Nummer 2 in der Boxengasse zu schnell gewesen. Gasly musste nur aufpassen, in diesem Zeitfenster hinter dem Mexikaner zu bleiben.

Warum durfte beim zweiten Stopp Verstappen als Erster an die Box?

Als die Strecke in der Anfangsphase abtrocknete und der Wechsel zurück auf Slicks anstand, lag Sergio Perez ein paar Sekunden vor Verstappen in Führung, hätte also nach gängigen Gepflogenheiten eigentlich das Recht auf den ersten Stopp gehabt. Womit er erst einmal vorne geblieben wäre. Aber erstens ist Red Bull nun mal Team Verstappen, zweitens gab es auch eine logische Begründung für die Entscheidung: "Wenn wir Sergio zuerst hereinrufen, hätte für Max die Gefahr bestanden, zurückzufallen“, so Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Denn Verstappens Verfolger Alonso, Gasly und Sainz hatten schon gewechselt. "Mit der Reihenfolge Max vor Sergio konnten wir sicherstellen, dass wir unsere Doppelführung halten."

Was ist mit Charles Leclerc los?

Der Monegasse wirkte das ganze Wochenende irgendwie ein bisschen unmotiviert und lustlos. Im Qualifying warf er dann wieder einmal das Auto weg, musste daraufhin von Platz neun starten. Der Versuch, mit einem frühen Boxenstopp nach vorne zu kommen, scheiterte. Denn bei einer Feindberührung mit Oscar Piastri hatte der Unterboden des Ferrari etwas abbekommen. Leclerc fuhr zwar erst einmal weiter, schien aber angesichts der Umstände auch eher etwas resigniert herumzurollen, 31 Runden vor Schluss machte Ferrari mit der Anweisung, das Auto endgültig abzustellen, dem Trauerspiel ein Ende.

Was ging bei Mercedes schief?

Die Silbernen bezahlten für schlechte Entscheidungen in den ersten 15 Runden. "Da haben wir so ziemlich alles falsch gemacht", meinte Sportchef Toto Wolff. George Russell, von Platz drei gestartet, der erst im vierten Umlauf, viel zu spät, auf Inters wechselte, riss es aus den Podest-Träumen. Zusammen mit Lewis Hamilton bewegte er sich plötzlich im Hinterfeld. Zwar stimmte die Pace danach und beide konnten Positionen gut machen, aber der Schaden war angerichtet. Russell legte sich dann auch noch beim Neustart mit Norris an und musste aufgeben, Hamilton schaffte immerhin Platz sechs. „Aber es wäre so viel mehr drin gewesen, wir waren ja zeitweise sehr schnell“, ärgerte sich Wolff.