Die wichtigste Frage in der Formel 1 ist geklärt: Max Verstappen wird sich 2023 seinen dritten Weltmeistertitel in Folge nicht mehr nehmen lassen. Im Feld dahinter gibt es aber nach dem GP von Österreich mehr Fragen als Antworten, allen voran die große Diskussion darüber, wer denn jetzt eigentlich die klare Nummer zwei hinter Verstappen und Red Bull Racing ist. Aston Martin etwa startete furios in die Saison, schien lange die klare Nummer zwei zu sein. In Spielberg gab es ein böses Erwachen für die Briten, waren Fernando Alonso und Lance Stroll zu keiner Zeit in der Lage, das Spitzenfeld zu fordern – was die Plätze sechs bzw. zehn im Rennen bewiesen. Zwar wird immer wieder betont, dass Spielberg eine sehr spezifische Strecke sei, die in British-Racing-Green gefärbte Euphorie scheint allerdings verflogen.

Euphorie gab es in dieser Saison auch schon allzu oft bei Mercedes. Doch mindestens genauso oft mussten Toto Wolff und Co. 2023 Rückschläge hinnehmen, so wie jetzt in Österreich. "Wir wissen, dass das Auto schlecht ist", funkte der österreichische Teamchef etwa während des Rennens an einen frustrierten Lewis Hamilton, der sich nicht nur einmal beschwerte. "Dieses Auto ist langsam, Leute", stellte der siebenfache Champion schon früh im Rennen fest. "Ich konnte nur das Beste daraus machen, es war wirklich herausfordernd", haderte Hamilton auch nach dem Rennen. Sein Teamchef pflichtete ihm bei: "Je nach Strecke gibt es mit Max nur eine stabile Komponente, die Teams dahinter schwanken und wir müssen noch verstehen, warum. Bei uns ist es ein Problem mit dem Abtrieb."

Wiederauferstehung in Spielberg

Probleme hatte auch Ferrari in dieser Saison genug, vor allem der WM-Start sorgte in der italienischen Heimat für medialen Ärger und Aufregung, als erst im vierten Rennen der erste Podestplatz gelang. Frederic Vasseur stand in seinem Jahr als Ferrari-Teamchef schnell unter Beschuss, geht nach dem Spielberg-Wochenende aber wohl als großer Sieger hervor. Ferrari scheint just an jenem Ort, an dem 2022 mit Platz eins von Leclerc der bisher letzte GP-Sieg gelang, wiederauferstanden zu sein. "Das waren wirkliche Fortschritte und es fühlt sich wieder richtig gut an, auf dem Podest zu sein. Mit den neuen Upgrades wird das Gefühl mehr und mehr besser", sagte der Monegasse nach Platz zwei im Rennen, dem 800. Podestplatz von Ferrari in der Formel-1-Geschichte.

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Die angesprochenen Upgrades an Frontflügel und Unterboden wirkten Wunder, war die Scuderia über das Wochenende gesehen das einzige Team, das Verstappen in Ansätzen fordern konnte. "Wir müssen uns noch ganz klar steigern, um Red Bull um Siege fordern zu können", wollte Leclerc noch nicht in allzu große Euphorie verfallen, was aufgrund der Leistungsschwankungen in dieser Saison nur allzu verständlich ist. Ähnlich sah es Vasseur, der die derzeitige Situation auf den Punkt brachte. "Verstappen steht über allen Dingen, dahinter gibt es zehn Autos, die auf Platz zwei fahren können."

Zu diesem erlesenen Kreis zählte in Österreich auch Lando Norris, mit Platz vier auch "Fahrer des Tages". Sein McLaren war nach den Upgrades kaum wiederzuerkennen und könnte ebenfalls schon bald in den Kampf um die Podiumsplätze eingreifen. An Spannung fehlt es in der Formel 1 derzeit also nicht – vorausgesetzt man blendet einen gewissen Max Verstappen aus.