"Probieren wir es einmal, vielleicht gelingt uns ja irgendwann ein GP-Sieg." Unter diesem bescheidenen Motto begann die wohl größte Erfolgsgeschichte der jüngeren Formel-1-Historie, wie sich Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko erinnert. Gut 18 Jahre später steht Red Bull Racing vor dem 100. Sieg in der Königsklasse des Motorsports. "Es war damals völlig unvorstellbar, dass wir solche Dimensionen erreichen. Dietrich Mateschitz hat damals nach zehn Jahren als Partner von Sauber das marode Jaguar-Team gekauft. Wir waren ein Energy-Drink-Hersteller, unvorstellbar, dass wir mit Ferrari und Mercedes mitmischen."

Mittlerweile mischen die "Bullen" nicht nur mit, sondern auch kräftig auf. Max Verstappen, der am Sonntag seinen 41. GP-Sieg feiern könnte und somit mit Legende Ayrton Senna gleichziehen würde, führt als Doppelweltmeister die aktuelle Saison an und scheint keine Anstalten zu machen, seinen überlegenen Vorsprung noch herzuschenken. "Diese Performance ist auch die Motivation für alle im Team, weiter zu machen, den 100. GP-Sieg zu feiern und den hohen Erwartungen an uns selbst gerecht zu werden."

Vor den goldenen Jahren von Verstappen durchlief der Bullenstall aber durchaus eine schwierige Zeit, in den dominanten Mercedes-Saisonen konnte man nichts entgegensetzen. Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder. Von 2014 bis 2020, als Mercedes siebenmal hintereinander die Fahrer- und Konstrukteurs-WM gewann, fuhr Red Bull Racing gerade einmal 17 Siege ein – genauso viele, wie im vergangenen Jahr durch Verstappen und Sergio Perez.

Fit für die Zukunft

Solch dominante Saisonen kannte man im Hause Red Bull zuvor nur von Sebastian Vettel, der für viele "erste Male" sorgte. 2009 fuhr er beim GP von China die erste Pole-Position und den ersten (Doppel)Sieg vor Mark Webber ein, ein Jahr darauf krönte er sich erstmals zum Weltmeister. "Das war schon ein Highlight, da es bis zur letzten Kurve im Fernkampf mit Fernando Alonso nicht entschieden war. Ein absoluter Meilenstein", weiß Marko. Drei weitere Fahrertitel für Vettel sollten folgen, insgesamt auch sechs Siege in der Konstrukteurs-WM.

Somit zählt Red Bull Racing nach 18 Jahren in der Formel 1 zu den fünf erfolgreichsten Teams, könnte mit einem Erfolg in Kanada in den elitären 100er-Klub aufsteigen. Ob dann noch 100 Rennsiege folgen? "Das wäre anmaßend zu sagen, aber wir sind gut aufgestellt. Das Paket bleibt stabil und wir haben mit Max ein Jahrhunderttalent und den aktuell alles überragenden Fahrer in unseren Reihen", sagt Marko.