Das Spitzenduell in dieser Saison, es wird in Blau-Rot-Gelb gehalten. Was vielen schon nach dem Auftakt in Bahrain klar war, dürfte nun endgültig Gewissheit sein. Red Bull Racing ist in diesem Jahr wohl nicht zu schlagen – nicht einmal von sich selbst. Denn nach einem Defekt mit der Antriebswelle im Qualifying startete Weltmeister Max Verstappen nur von Platz 15, ein Vorteil für die Konkurrenz, sollte man meinen. Doch der RB19 des Niederländers pflügte durch das Feld bis auf Platz zwei – direkt hinter Sergio Perez, der seinen fünften GP-Sieg von der Poleposition aus feierte. „Es war härter als erwartet, am Ende hat das Team aber einen super Job gemacht. Wir sind einfach das schnellste Auto da draußen“, erklärte der siegreiche Mexikaner, der zwischenzeitlich mit der schnellsten Rennrunde sogar die WM-Führung in der Tasche hatte.

Doch dann kam der Teamkollege aus den Niederlanden, der nicht unbedingt für Selbstlosigkeit, aber vielleicht gerade deshalb für zwei WM-Titel bekannt ist. Verstappen schnappte sich im letzten Durchgang die schnellste Rennrunde und somit Platz eins in der WM-Wertung – das Maximum an diesem Tag. „Für mich war es nicht einfach, durch das Feld zu kommen, als ich dann meinen Rhythmus gefunden habe, wurde es besser. Ein zweiter Rang nach Startplatz 15 ist aber toll für mich und das Team“, erklärte der gefasste Niederländer.

Generell wirkten die beiden Red-Bull-Piloten nicht euphorisch, Freude war vorhanden, Ekstase jedoch nicht. Wie eine perfekt geölte Maschine läuft das Bullen-Werk in dieser Saison, genau und präzise, das merkt man auch dem Fahrer-Duo an. Dafür zeigte sich Motorsportberater Helmut Marko nach dem Rennen ungewohnt euphorisch. „Wir waren phasenweise eine Sekunde pro Runde schneller als die Konkurrenz auf dieser kurzen Strecke, das bedeutet uns schon viel“, sagte der Grazer, der von Verstappens Attacke auf die schnellste Rennrunde nicht überrascht war. „Die Fahrer haben sich relativ gut an unsere Vorgaben gehalten, die schnellste Rennrunde ist halt typisch Max“, sagte er scherzend. Was für sein Team den absoluten Traumstart bedeutet, ist für den neutralen Fan in Sachen Spannung ein Dämpfer.

Genau deshalb fliegen Altmeister Fernando Alonso weltweit die Herzen zu, denn der Spanier sorgt mit Aston Martin in diesem Jahr zumindest für einen gewissen Überraschungsfaktor. Nach Platz drei in Bahrain ging es für den 41-Jährigen erneut zur Siegerehrung – zum insgesamt 100. Mal in seiner Karriere. Und um ehrlich zu sein, es wirkte so, als hätte Alonso die beste Laune vor und während der Dusche mit Rosenwasser (Champagner ist ja verboten).

Diese dürfte jedoch zunächst nicht lange angehalten haben. Denn direkt nach dem Rennen bekam er eine Strafe von zehn Sekunden aufgebrummt, da seine Mechaniker beim Absitzen einer Fünf-Sekunden-Strafe das Auto mit dem Wagenheber zu früh berührten. "Wir nehmen einen kleinen Pokal mit", meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff, denn sein Pilot George Russell hatte den Platz geerbt. Doch sie freuten sich zu früh, denn eine Stunde später erfolgte die nächste Kehrtwende. Alonso erhielt seinen dritten Rang wieder zurück.