1. Wie geht es den beiden Unfallopfern Zhou und Albon?

Beide sind okay – bei Guanyu Zhou war das ja noch während des Rennens klar, aber auch Alex Albon, der mit Rückenschmerzen zunächst für weitere Checks nach Coventry ins Krankenhaus geflogen wurde, durfte das Spital am Abend noch verlassen. Beide wollen in Spielberg starten. Dass der Chinese bei seinem Horrorcrash unverletzt davon kam, obwohl am Alfa Romeo sogar der Überrollbügel brach, war eine Mischung aus gut funktionierendem Halo, dem grundsätzlich schon höher gezogenen Cockpit und einer Portion Glück, beim Einschlag auf dem Reifenstapel zunächst mit dem Unterboden aufzusetzen.

2. Was bremste Max Verstappen?

20 Punkte Abtrieb habe Verstappen durch seinen beschädigten Unterboden verloren, meinte Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem Rennen – das kann selbst der amtierende Weltmeister speziell auf einer Strecke wie Silverstone nicht ausgleichen. Am Ende musste er sich sogar mit allen Mitteln gegen den heranstürmenden Mick Schumacher im Haas verteidigen, um wenigstens noch den siebenten Platz zu retten. Aber was verursachte den fatalen Schaden am Red Bull? Ironie des Schicksals: Es war ausgerechnet eine Endplatte des Frontflügels eines Alpha Tauri, die der Holländer da aufgesammelt hatte. Ein Überbleibsel der ziemlich sinnlosen Kollision der beiden Teamkollegen Yuki Tsunoda und Pierre Gasly in der elften Runde.

3. Hat Ferrari sich wieder einmal bei der Strategie verzockt?

Im Parc Fermé direkt nach dem Rennen redete Ferrari-Teamchef Mattia Binotto mit erhobenem Zeigefinger auf Charles Leclerc ein. Ein deutlicher Hinweis an den stinksauren Monegassen, sich bei den kommenden Interviews mit den internationalen Medienvertretern in Sachen Kritik am Team doch bitte zurückzuhalten. Was der auch erst einmal relativ brav tat – dabei hatte er allen Grund, sich zu ärgern. Zum zweiten Mal kostetet ihn eine durchaus fragwürdige Ferrari-Strategie den Sieg, mit alten Reifen hatte er nach dem Re-Start keine Chance mehr, fiel auf Platz vier zurück. Binottos Erklärung, man habe nicht beide Fahrer hereinholen können, weil der Abstand zu gering gewesen sei und Sainz hätte warten müssen, zieht nicht wirklich: Es waren 4,9 Sekunden – bei einem normalen Stopp müsste das reichen. Und wenn nicht, dann hätte Sainz maximal einen Platz gegen Hamilton verloren – Leclerc aber mit einem Sieg wichtige Punkte im Titelkampf gegen Verstappen gutmachen können.

4. Hätte Lokalmatador Lewis Hamilton ohne Safety-Car den Grand Prix gewinnen können?

Der siebenmalige Weltmeister glaubt daran, dass er bei normalem Rennverlauf eine Chance gehabt hätte – vor allem durch seine wesentlich frischeren Reifen: „Das hätte sich in den letzten Runden ausgezahlt“. Dass er nicht gleich nach seinem Stopp in den Kampf um den Sieg eingreifen konnte, lag daran, dass die Mercedes-Crew patzte: 4,7 Sekunden für den Reifenwechsel waren zu lang. Zeitweise war Hamilton in Silverstone tatsächlich der Schnellste im Feld, allerdings gegen eine gehandicapte Konkurrenz: Verstappen mit Defekt, Leclerc mit fünf Punkten weniger Abtrieb durch den beschädigten Frontflügel. Dass Hamilton nach der Safety-Car-Phase nicht mehr ganz vorne eingreifen konnte, lag an der alten Schwäche des Mercedes, die Reifen schnell wieder auf Temperatur zu bringen.

5. Was hatte es mit den Umweltaktivisten auf sich, die auf die Strecke stürmten?

In der Fernsehübertragung war es nicht wirklich zu sehen, durch das Bangen um Guanyu Zhou und Alex Albon nach den schweren Startunfällen ging es erst einmal fast unter: Direkt nach der roten Abbruchflagge, als die Autos zurück auf dem Weg in die Box waren, stürmten zum Teil als Streckenposten verkleidete Umweltaktivisten, die einen sofortigen Stopp aller neuen Ölförderungsprojekte fordern, auf den Kurs. Sie wurden von den Marshalls schnell wieder entfernt, sieben Personen wurden vorläufig festgenommen. Fahrer und Formel-1-Boss Stefano Domenicali waren sich einig: Jeder habe das Recht zu protestieren, deshalb gab es von den Verantwortlichen auch Angebote für einen Kompromiss. Diese Art, bei der Fahrer, Streckenposten und im Falle eines Unfalls sogar Zuschauer gefährdet werden könnten, sei aber untragbar – „auch, wenn ich durchaus Verständnis für das Anliegen dieser Leute habe“, so Sebastian Vettel.