Gleich einmal ein Blick in die ferne Zukunft, noch bevor die Formel-1-Saison 2021 gestartet wurde. So schelmisch lächelnde Gesichter, so wissende Augen, sah man bei Vortests selten im Hause Red Bull Racing. Es lief an den Tagen in Bahrain einfach ausgezeichnet. Selbst Helmut Marko, Motorsportberater des Getränkeherstellers, gab zu. "Nein, so gute Tests vor einer Saison hatten wir noch nie."

Woher kommt aber diese Zuversicht. Dass Chefdesigner Adrian Newey eine Koryphäe in Sachen Rennwagenbau und Aerodynamik ist, weiß man. So ist die Basis des RB16 B schon ein ausgezeichneter Wurf. Jetzt hat Honda aber ausgerechnet im letzten Jahr vor dem Ausstieg noch einmal alle Fähigkeiten seiner Ingenieure vereinigt. Mit dem Resultat, eine Wundermaschine entworfen zu haben. Durch die kompakte Bauweise, die schlankere Form, passt die Honda-Hybrid-Einheit einfach perfekt in das Chassis von Adrian Newey. "Und ein paar PS haben sie auch noch gefunden", fügt Helmut Marko hinzu.

Duell des Jahres

Es reduziert sich scheinbar alles auf ein Duell mit der Sternmarke. "Die anderen sind meilenweit entfernt", resümiert Marko. Und weiß auch, dass "Mercedes mit vollen Tanks gefahren ist, nicht die volle Power zur Verfügung stellte." Und damit die Karten nicht aufdeckte. "So können wir derzeit noch nicht genau sagen, wo wir stehen. Das wird sich im Qualifying in Bahrain zeigen", so Marko weiter.

Die positive Stimmung kommt natürlich auch daher, schon vor Saisonstart über ein scheinbar siegfähiges Auto zu verfügen. In den Jahren davor lief Red Bull Racing zumeist erst zu Jahresmitte zur Hochform auf. "Und mit einer Halbjahresform kann man keine Meisterschaft gewinnen", gibt der Grazer ganz offen zu.

Zukunft mit eigenem Red-Bull-Motor

Die Übergabe von Honda an die neue Motorenabteilung von Red Bull wird mit Jahresende klaglos erfolgen, schon jetzt werden alle Weichen gestellt, die Fabrikshallen in England erweitert, ausgebaut und adaptiert. Mit diesem Honda-Triebwerk will man bis zur großen Änderung des  Motorenreglements weitermachen. Später soll ein reiner Red-Bull-Motor folgen. "Dazu wurde das Reglement derart vereinfacht, dass wir dazu in der Lage sind", sagt Marko. "Es wird alles leichter und vor allem kostengünstiger. Deshalb können wir das auch machen. Da wollen wir ganz autark arbeiten, sind aber für Partner offen." Ein Partner könnte Volkswagen/Porsche sein. Das Unternehmen denkt grundsätzlich immer über einen Formel-1-Einstieg nach. "Aber auch andere Hersteller können dann an der Formel 1 besonderes Interesse finden", so Marko.

Ein Schritt nach vorne

Auch die Vorstellung von Alpha Tauri bei den Tests ist vielversprechend. Mit Yuki Tsunoda habe man ein ganz großes Talent aus Japan an Land gezogen. Marko: "Er wird der beste Formel-1-Japaner." Die Qualitäten von Pierre Gasly sind längst bekannt. "Nach unseren Analysen sollten sich Alpha Tauri gleich nach McLaren und Aston Martin auf einer Stufe mit Ferrari und Alpine einreihen. Auf alle Fälle vor Williams, Haas und Alfa Romeo", schätzt Helmut Marko. Damit hat das Schwester-Team wieder einen Schritt nach vorne gemacht.