Er war 1984 in die Formel 1 gekommen, er war der letzte Ferrari-Pilot, der noch höchstpersönlich mit dem alte Commendatore den Vertrag ausgehandelt hat, er war mit den PS-Kanonenkugeln der erste Turbo-Ära ein paar extrem beschleunigte Jahre gefahren, hatte in der Tamburello-Kurve von Imola 1989, dort wo fünf Jahre später sein langjähriger Teamkollege Ayrton Senna gestorben war, einen fürchterlichen Feuerunfall überlebt. Er hatte zwischen 1984 und 1997 zehn GP gewonnen, Millionen verdient. Und dennoch ist Gerhard Berger nie Weltmeister geworden.

Am Speed selbst hatte es nie gelegen. Er habe wohl viel selbst falsch gemacht, wie er später in einem Interview zugab. Aber nach den richtig guten Anfangsjahren hat er den letzten Killerinstinkt vermissen lassen, galt als „schlampiges Genie“, das nicht alles aufs Endziel ausgerichtet hatte. Aber ein Tag in der Formel-1-Karriere von Gerhard Berger überstrahlt vielleicht all die Jahre zuvor. Es war ausgerechnet in seinem letzten Formel-1-Jahr, als er schon von fast allen abgeschrieben wurde.

Es waren ungewöhnliche Tage vor dem Sonntag ’97 in Hockenheim, wo schon die halbe Formel 1 und ganz Deutschland „Mischaaeeel-verrückt“ waren. Alles drehte sich nur noch um Schumi, Berger hatte gedanklich mit der Formel 1 abgeschlossen. Das ganze Jahr deutete immer auf das Karriereende hin, immerhin war er ja schon 37 Jahre alt. Dann musste er wegen Kieferhöhlen-Geschichte mit Operation drei Rennen auslassen, er wurde von Alexander Wurz bei Benetton ersetzt. Unmittelbar vor seinem Comeback auf dem Hockenheimring war auch noch sein Vater bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Und Flavio Briatore, Benetton-Teamchef und nicht unbedingt ein großer Motivator, hatte so seine Zweifel, ob Berger überhaupt fit genug sei. Dazu hatte Briatore einen Sponsor in Aussicht, der Wurz bevorzugte. Am liebsten hätte der Benetton-Chef Berger ausgetauscht.

Es sprach mehr gegen Berger als für ihn. Bei Benetton fühlte er sich überhaupt nicht wohl. So sprach er in einer kleinen Runde mit der Handvoll österreichischer Journalisten eher mehr von der immer unwahrscheinlicheren Vertragsverlängerung als über das Rennen am Sonntag. Und dann fuhr er praktisch aus dem Nichts am Samstag im Qualifying die schnellste Runde, seine erste Pole-Position nach zwei Jahren. Dem Tiroler hätte allein diese Superrunde immens gefreut, um es allen Nörglern zu zeigen. Aber vor dem Schlafengehen dachte er sich, wenn schon Pole, dann kann ich gleich das Rennen gewinnen. Mit der Hilfe von oben, vom Vater. Und so fuhr er auch, wie in den besten Tagen, die Taktik ging auch auf. Und am Ende dankte er wohl wissend mit dem Blick zum Himmel. . .