05Noch immer fehlt der letzte, aber entscheidende Schritt, um aus eigener Kraft um Siege mitfahren zu können, noch ist Red Bull Racing nicht dort, wo man sich am liebsten aufhält. An vorderster Spitze des Formel-1-Zirkus. Wie das Lebensgefühl dort ist, kennt man natürlich. Aus der Zeit, als Red Bull mit Sebastian Vettel zu vier WM-Titel gebraust war. Umso mehr dürfte es schmerzen, sehnsüchtig zum Branchenprimus Mercedes rüber zu blicken, zum Nachbarn im Fahrerlager.

An der Performance von Max Verstappen gibt es nichts auszusetzen, anders sieht es vielleicht mit Pierre Gasly aus. Der Franzose liegt in der WM an sechster Stelle, 37 Punkte sind nicht die Welt, im Schnitt 4,625 Punkte pro Grand Prix. Etwas wenig für einen Red Bull-Fahrer. Ob man enttäuscht sei, ob es schon Zeichen eines Tauschs gibt? Gasly war doch der einzige Fahrer des Hauses, der beim Showrun in Graz am Mittwoch nicht zugegen war. „Keine Tendenzen“, sagt Helmut Marko, Motorsportberater bei Red Bull. „Pierre sitzt in der Fabrik am Simulator und übt. . .“ Man wolle ihm auf die Sprünge helfen, „eine Maßnahme, um ihn in die richtige Form zu bringen. Die beiden Crashs in Barcelona hat er noch nicht ganz aufgearbeitet.“ An einen vorzeitigen Austausch wird derzeit nicht gedacht. „Wie jedes Jahr, planen wir immer im September, Oktober, wie wir in Zukunft aufgestellt sein werden“, so Marko. An eine neuerliche Verpflichtung von Sebastian Vettel, der bei Ferrari alles andere als glücklich zu sein scheint, wird laut Aussagen von Helmut Marko „keinerlei Gedanken verschwendet.“

Etwas im Rückstand

Mit dem Wechsel des Motorenlieferanten von Renault zu Honda wollte man dem Ziel, wieder um Siege mitfahren zu können, näher kommen. Nach acht Rennen der Saison 2019 ist man von der Zielsetzung noch etwas entfernt. „Wir sind heuer gut in die Saison gestartet, haben leider etwas an Boden verloren, als Mercedes und Ferrari die ersten Motor-Updates brachten. Mit der Zuverlässigkeit sind wir mehr als zufrieden, wir hatten erst einen einzigen Ausfall auf der Motorenseite. Und Honda verspricht mit der nächsten Entwicklungsstufe, die in Spa oder Monza kommen soll, ein deutliches Leistungsplus. Ich kann nur sagen: was die Japaner angekündigt haben, haben sie gehalten. Wir sind im ersten Jahr unserer Partnerschaft, da darf man nach acht Rennen keine großen Wunder erwarten“, meint der Grazer.

Kein Ausstieg geplant

So steht auch der immer wieder angedrohte Komplettausstieg von Red Bull aus der Formel 1 nicht unbedingt auf dem Tagesordnungsplan. Man machte ihn in der Vergangenheit immer wieder vom künftigen Reglement abhängig. „Daher ist es unsinnig darüber zu diskutieren, das Reglement nach 2020 wird wohl erst im Herbst feststehen“, betont Marko.

Mit den Darbietungen von Toro Rosso ist der Motorsportverantwortliche der Bullen zufrieden – grundsätzlich: „Vom Speed her auf alle Fälle, von der Punkteausbeute weniger. Da ist nicht immer alles geglückt, mitunter sind sie bei der Strategie falsch gelegen.“ Sehr positiv sieht Marko die Leistung von Alexander Albion. „Und es zeigt sich doch, dass die engere Zusammenarbeit zwischen Red Bull und Toro Rosso Früchte trägt. Das soll 2020 noch intensiviert werden, für einen weiteren Schritt nach vorne, für 2021 – wenn es ein 2021 gibt“, korrigiert sich Marko schnell.

Verdeckte Karten

So ganz will man also die Karten nicht aufdecken. Auch über die Zukunft des GP von Österreich auf dem Red Bull Ring sind keine verlässlichen Aussagen zu bekommen. „Es gibt Gespräche, der Ring steht da, Entscheidungen sind keine Gefallen.“ Dieser müsse sich aber auch rechnen. Fast jährlich schreibt man einen Verlust von bis zu 30 Millionen Euro. Da helfen die angepeilten 200.000 Fans am Wochenende auch nur minimal. Man sei zumindest bemüht, dass es weitergeht.

Auch eine Zusammenarbeit mit Aston Martin in der neuen Langstrecken-WM liegt nahe. Red Bull Technology sei bereits involviert, über ein Sponsoring gibt es auch schon Gespräche. Gut möglich, dass Red Bull sich auch in der WEC engagiert.