2013 war Red Bull am Siegen nicht zu hindern. Da gewann man haushoch die Weltmeisterschaft, 2014 feierte Daniel Ricciardo immerhin im Montreal noch einen Grand-Prix-Sieg. Und nach vier Titeln in Serie wurde man im Vorjahr immerhin noch WM-Zweiter.

Von solchen Glücksgefühlen ist die einstige Party- und Erfolgstruppe weit entfernt. Statt mit Mercedes oder Ferrari schlägt sich die österreichisch-englische Seilschaft mit Force India, Sauber und dem Schwesterteam Toro Rosso herum.

Monte Carlo könnte heuer die einzige Großtat werden. Mit Platz vier und fünf. "Weil da der Motor keine Rolle gespielt hat", sagte Teamberater Helmut Marko mit bissigem Unterton Richtung Renault. Dem Antrieb aus Frankreich fehlt die Leistung, die Zuverlässigkeit, die Fahrbarkeit. Einfach alles. Und in Montreal waren alle vier erlaubten Motoren schon verbaut.

Ausgerechnet auf dem Red-Bull-Ring, beim Heimspiel, wollen sie nun bei Ricciardo oder Kwjat Triebwerk Nummer fünf zünden und einen Strafvollzug von 10 Plätze nach hinten in Kauf nehmen. "Wir wollen nicht, wir müssen", schäumt Marko. Wie, wird sich erst am Freitag zeigen. Oder gar erst am Samstag. "Wir können anhand der im Training gewonnenen Daten die Haltbarkeit des Motors berechnen. Dann wird entschieden", erklärt der Grazer.

Schuld an der Misere soll die Regelreform sein. Mit der Hybridtechnologie wurden die Designer in eine Zwangsjacke gesteckt, kann sich ein Adrian Newey nicht mehr so "austoben" wie früher. Die Motoren haben heute weit mehr Anteil an Erfolg oder Niederlage. "Früher war es umgekehrt", sagt Marko, "früher spielte die Aerodynamik eine größere Rolle. Deshalb haben wir auch in Spielberg keine andere Möglichkeit, als weiter die downforce zu reduzieren, um die Defizite beim Motor zu kaschieren."

Wechsel zu Ferrari?

Eine Lösung ist kaum in Sicht. Den V6-Turbo mit den Elektromotoren wird man so schnell nicht los. Natürlich wird eine weitere Zusammenarbeit mit Renault immer unwahrscheinlicher, weil kein Fortschritt bei den Franzosen zu sehen ist. Zuerst schien die Variante mit Audi eher wahrscheinlich, jetzt taucht aber wieder Ferrari als neuer Motorenpartner auf. „Es stimmt, wir haben in Kanada von Fiat-Chef Sergio Marchionne ein entsprechendes Angebot bekommen“, so Marko. Weiter verfolgt wird es bei Red Bull aber vorerst nicht. Noch nicht.

Gerhard Hofstädter