Das gute Qualifying-Ergebnis von Malaysia, allerdings auch durch den Regen begünstigt, glättete die Wogen oberflächlich zwar erst einmal ein bisschen. Darüber hinwegtäuschen, dass es in der langjährigen Erfolgsehe zwischen Red Bull und Renault gewaltig kriselt, kann dieser Pseudofriede allerdings nicht. Umso mehr die Erfolge ausbleiben, umso mehr steigen die Spannungen. Sicher liegt ein großer Teil der Verantwortung bei Renault, wo man seit dem Wechsel des Motorenkonzepts auf den V6-Turbo und die Hybrid-Technologie seinen Antriebsstrang einfach nicht auf die Reihe bringt  Die Nerven liegen blank. So sehr, dass Red-Bull-Motorsport-Koordinator Dr. Helmut Marko nach dem Australien-GP kaum ein gutes Haar an der Arbeit von Motoren-Partner Renault ließ.

Befehl von oben

Das stieß dann der obersten Führungsebene der Franzosen so sauer auf, dass der Chef der Renault-Sportabteilung, Cyril Abiteboul, von dort die Anweisung bekam, kräftig zurück zu schießen. Was der via französische Medien auch tat, dabei unter anderem Adrian Newey, Red Bulls Design-Genie, als Lügner bezeichnete, der die Verantwortung für alles immer nur auf die Motor schiebe. 

Die Franzosen versprechen wohl Besserung, Und Red Bull-Teamchef Christian Horner tut erst einmal so, als würde er in Erwartung dessen die Hoffnung noch nicht ganz aufgeben – so richtig an den großen Sprung zu glauben, fällt ihm aber schwer: bei einem Rückstand von 1,7 Sekunden auf Lewis Hamilton.

Jetzt in Malaysia ließ Abiteboul eine Ausstiegsdrohung von Seiten Renaults folgen: „Wir schauen uns viele Optionen an, einschließlich der, die Formel 1 zu verlassen.“ Worauf dann Horner meinte, das könne automatisch bedeuten, dass auch Red Bull weg wäre – mangels Motor. Klar: von den Werksteams Mercedes und Ferrari würde kaum einer an einen so starken Konkurrenten wie Red Bull Triebwerke liefern.

Selbstvermarkter

Wahrscheinlicher als der Ausstieg von Renault ist, dass ein Team gekauft wird. „vielleicht dieses da“, wie Abiteboul auf der Pressekonferenz meinte und zu Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost blickte. Dass Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz bereit wäre, zumindest eines seiner beiden Teams abzustoßen, hat ja die Gerüchteküche, er könnte – bei weiter ausbleibenden Erfolgen – auch das zweite, Red Bull selbst, aufgeben wollen, weiter angeheizt. Er könnte gleich nach dem „großen Ganzen“ greifen und Rechteinhaber CVC größere Teile der kompletten Formel 1 abkaufen und selbst die Vermarktung übernehmen. Eine Theorie, auf die Bernie Ecclestone ganz begeistert reagiert. Aus dem Matheschitz-Umfeld ist aber zu hören, dass so ein Plan nicht zu Debatte stünde.

KARIN STURM, SEPANG