Jack Brabham, Alan Jones, Mark Webber – ein Trio aus „Down Under“, welches insgesamt 35 Rennsiege und vier Weltmeistertitel im Gepäck hat. Australien ist seit je her ein Kernland der Formel, der Kurs im Albert Park zählt zu den traditionsreichsten Strecken des Kalenders, war über Jahre hinweg als Auftaktrennen gesetzt. Viele wünschen sich nach wie vor den Großen Preis von Australien als ersten Grand Prix des Jahres, zuletzt so geschehen im Jahre 2019. „Für mich sollte der erste Grand Prix eigentlich noch immer der in Australien sein, das ist so ein offenes Paddock, jeder ist gut gelaunt und man kommt mit jedem ins Gespräch“, meint etwa Ex-Fahrer und ServusTV-Experte Christian Klien, für den das Rennen in Melbourne zu den Höhepunkten der Formel 1 zählt.

Die frenetischen Zuschauer an der Strecke sahen über die Jahre hinweg zahlreiche Sensationen und Überraschungen. In der Saison 2009 düpierte das aus Überresten des Honda-Rennstalls zusammengewürfelte Brawn-GP-Team die Konkurrenz und feierte einen sensationellen Doppelsieg. Vier Jahre später überraschte Kimi Raikkönen im Lotus-Renault an einem fulminanten Rennsonntag, ging das Qualifying aufgrund starker Regenfälle erst Stunden davor am Vormittag zu Ende. Was die Fans im Albert Park bisher aber nie zu Gesicht bekamen, ist ein australischer Sieg. Seit Australien 1985, damals noch mit der Strecke in Adelaide, in der Formel 1 auftauchte, gelang es noch keinem „Aussie“ beim Heimrennen auf das Podest zu fahren.

Australisches Duo

Zumindest die theoretische Chance besteht, dass diese Serie in diesem Jahr ein Ende findet. Mit Oscar Piastri bei McLaren und Racing Bull Daniel Ricciardo hat Australien derzeit zwei völlig unterschiedliche Fahrer in der Motorsport-Königsklasse. Zum einen wäre da der Jungspund aus Melbourne, pfeilschnell und angriffslustig. Piastri hat im Vorjahr als Rookie in der ersten Formel-1-Saison aufgezeigt, siegte sogar im Sprint von Katar. Davor pflügte der 22-jährige Lokalmatador durch diverse Nachwuchsserien, holte sich als einer der wenigen Fahrer in seinem ersten Jahr den Gesamtsieg in der Formel 3 und Formel 2. Im Anschluss bewies er gemeinsam mit seinem australischen Manager Mark Webber den richtigen Riecher, was ihn wohl am ehesten von Landsmann Ricciardo unterscheidet. Trotz jahrelanger Verbindungen zu Alpine wechselte Piastri in einem kuriosen Sommer 2022 von den Franzosen zu McLaren. Während viele den Wechsel damals für einen Rückschritt hielten, zahlt sich dieser mittlerweile voll aus.

Bei Teamwechseln hatte der zweite Australier im Paddock in den vergangenen Jahren nicht so viel Glück. Der 34-jährige Ricciardo bekam 2014 als großes Talent das Cockpit bei Red Bull Racing, beerbte Landsmann Webber und fuhr in den folgenden Saisonen an der Seite von Sebastian Vettel, Daniil Kvyat und schließlich Max Verstappen. Als potenzielle Nummer eins konnte sich der Australier nie festigen, weshalb er 2019 überraschend zu Renault wechselte. Die großen Erwartungen aneinander konnte man nie erfüllen, weshalb nach zwei Jahren der Gang zu McLaren anstand. Trotz eines Rennsieges tat sich Ricciardo auch bei den Briten schwer und wurde nach einer durchwachsenen Saison 2022 von einem gewissen Oscar Piastri ersetzt – trotz laufenden Vertrages. Seine Rückkehr zum Zweitteam der Bullen ist wohl die letzte Chance für den Sympathieträger aus Perth, ein sensationeller Podestplatz beim Heim-Grand-Prix würde diesbezüglich natürlich helfen.