Mit 36,7 Grad war der 16. März von 1899 laut Aufzeichnungen bisher der heißeste in Melbourne. Beim Start zum "Grand Prix von Australien" wurden gestern im Albert Park knappe 38 Grad gemessen, der Asphalt der Rennstrecke hatte 51 Grad. Vor den großen Videowänden waren Ventilatoren aufgestellt, die zur Kühlung der Zuschauer feine Wasserfontänen versprühten. Von 900.000 Flaschen Wasser und 350.000 Bierfläschchen blieb wenig übrig. Und auf den Tribünen hatten die Menschen in der prallen Sonne von Stoffservietten über karierte Flaggen bis zu nassen T-Shirts alles Mögliche um die Köpfe gewickelt, um die Hitze abzuwehren.

Nur sechs Autos im Ziel. Die Hitzköpfe saßen gestern allerdings ohnehin in den Rennautos. Insgesamt drei Mal musste das Safety Car der Rennleitung ausrücken. Von 22 Piloten kamen nach etwas mehr als eineinhalb Stunden nur noch sechs (!) in die Wertung. Die Formel 1 hat auf der Fahrt in ihr neues Jahr im wahrsten Sinn des Wortes der (Hitz-) Schlag getroffen. . .

. . . denn bereits in der dritten Kurve nach dem Start rammte Giancarlo Fisichella (Force India) Sebastian Vettel (Toro Rosso) von der Strecke und Mark Webber wurde zum "Opfer" von Kimi Räikkönen. Die vier Red Bull waren damit bereits halbiert.

. . . denn David Coulthard war Felipe Masse, dem nach völlig verpatztem Start die Hitze zu Kopf gestiegen schien, im Weg. Der nächste Red Bull, von Massas Ferrari in seine Bestandteile "zerlegt".

. . . denn Kimi Räikkönen rutschte zuerst nach dem Überholen von Heikki Kovalainen von der Strecke, dann im Duell mit Timo Glock. Gegen Ende streikte auch noch der Ferrari-Motor des Weltmeisters, der ganz un-weltmeisterliche Fehler beging.

. . . denn Rubens Barrichello riss zuerst beim Tanken einen seiner Honda-Mechaniker nieder, rauschte bei Rotlicht in die Box und bei Rot wieder hinaus, fasste zuerst einen 10-Sekunden-Strafstopp aus und wurde letztlich disqualifiziert.

. . . denn Timo Glock, Toyota-Youngster, verlor in einer Kurve bei hohem Tempo die Herrschaft über sein Auto, hat sich nur mit viel Glück nicht überschlagen, kletterte aber schwer benommen aus dem Wrack.

. . . denn der Pole Robert Kubica, ursprünglich aus der ersten Reihe gestartet, wurde vom Japaner Kazuki Nakajima, Nachfolger von Alex Wurz bei Williams, "übersehen" und von hinten aus dem Rennen geräumt.

. . . und Heiki Kovalainen, neuer McLaren-Teamkollege von Lewis Hamilton, der als einer der wenigen kühlen Kopf bewahrt und seinen fünften Grand Prix gewonnen hat, blieb zwar ebenso lange cool, wähnte das Rennen aber eine Runde zu früh zu Ende und wurde noch von Fernando Alonso vom vierten auf den fünften Platz verdrängt.

Es wird noch extremer. Und am kommenden Sonntag werden im Dschungel von Malaysia (Start: 8.00 Uhr, live in ORF 1), abermals mit Temperaturen jenseits von 30 Grad und noch dazu bei drückender Schwüle, die Hitzköpfe der Formel 1 bereits wieder aufeinander los gelassen.