Die USA haben nach einem 1:0-Erfolg gegen den Iran den Einzug ins Achtelfinale der Fußball-WM in Katar geschafft, die Iraner hingegen verpassten ob der Niederlage den Einzug in die K.o.-Phase. Auf dem Platz verlief das politisch aufgeladene Duell friedlich, doch abseits des Grüns sorgte es für einen weiteren düsteren Höhepunkt der derzeit kritischen Lage im vorderasiatischen Staat.

Wie die Menschenrechtsorganisationen Iran Human Rights (IHR) und Human Rights in Iran (CHRI) übereinstimmend berichteten, wurde ein 27-jähriger Mann im Iran erschossen, weil er das Ausscheiden seines Heimatlandes bejubelt hatte. Mehran Samak sei in der nordiranischen Hafenstadt Bandar Anzali "von Sicherheitskräften in den Kopf geschossen" worden. Zuvor soll er in seinem Auto hupend die Niederlage gefeiert haben.

Die politische Lage im Iran ist seit dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini September äußerst bedenklich, mehrere Hundert Menschen sind seither bei Protesten gegen das Mullah-Regime ums Leben gekommen. Auch die iranische Nationalmannschaft äußerte einen stillen Protest, verweigerte beim WM-Auftakt gegen England (2:6) das Singen der Hymne. Nachdem von der Regierung offenbar Druck auf die Spieler und Angehörige ausgeübt wurde, sangen die Akteure bei den folgenden beiden Spielen wieder mit.

© Screenshot Instagram

Der getötete Samak war nur einer von vielen im Iran, die das Ausscheiden ihres Landes gefeiert hatte – ihm wurde es zum Verhängnis. Teamspieler Saeid Ezatolahi, der bei der WM zu zwei Einsätzen gekommen ist, stellte auf Instagram ein Kinderfoto in seine Story, das ihn und Samak gemeinsam in einer Fußballmannschaft zeigt. "Nach der Niederlage hat die Nachricht deines Todes mein Herz in Brand gesteckt", schrieb Ezatolahi zu dem Foto. "Eines Tages werden die Masken fallen, und dann wird die Wahrheit sichtbar. Das ist nicht, was unsere Jugend verdient. Das ist nicht, was unsere Nation verdient."