Als die Lage aussichtslos zu werden drohte, überrollte die Welle die Ernst-Happel-Arena. Zu den Klängen des Donauwalzers erhoben sich die Menschen und sorgten mit ihren Handy-Taschenlampen für ein Lichtspiel im Dreivierteltakt. Die von Stadionsprecher Andy Marek akustisch begleitete, improvisierte Inszenierung hielt die rund 20.000 Besucher des Nations-League-Spiels zwischen Österreich und Dänemark bei Laune. Die Menge bewies Engelsgeduld und machte mit. Es war höhere Gewalt, was hätten sie tun sollen?

Doch die Dämmerung war nicht aufzuhalten, die Nacht senkte sich über das Stadion und machte mit ihrer Dunkelheit das ganze Dilemma sichtbar. Die Gleichung war einfach: kein Flutlicht, kein Fußball. Ein Stromausfall im zweiten Wiener Gemeindebezirk verhinderte den zeitgerechten Anpfiff der Partie um 20.45 Uhr.
Mit der Zeit fiel auch die Spannung im Besuchervolk ab, doch dann, nach 45 Minuten, also zum Zeitpunkt des geplanten Endes der ersten Spielhälfte, blitzte ein erster Hoffnungsschimmer auf. Als wohl die überwiegende Mehrheit schon damit gerechnet hatte, das Match werde möglicherweise auf Dienstag verschoben, strömte plötzlich doch das Flutlicht wieder abschnittsweise auf die Ränge und auf den Rasen, und aus den Lautsprechern erklang Falcos letzter Hit „Out of the Dark“. Die Zeit schritt voran, die Aufwärmphase der Akteure war 80 Minuten zuvor abgelaufen, das Prozedere musste von vorne gestartet werden.

Notstromaggregate als Helfer

Um 21.40 Uhr erhielten die Zuschauer dann die alles erhellende Mitteilung, dass das Match doch noch, um 22.15 Uhr, angepfiffen werde, da kein weiterer Stromausfall mehr dazwischenfunke. Betroffen waren bemerkenswerterweise vor allem der Prater mit seinen Fahrgeschäften. Mehrere Personen blieben dort kopfüber in den unterschiedlichen Attraktionen hängend stehen und mussten in luftiger Höhe ausharren. Großteils wusste man sich mit Notstromaggregaten zu helfen.

Durch die doppelte Versorgung in Wien dauert es im Schnitt rund eineinhalb Stunden, bis Stromausfälle dieser Art wieder in den Griff zu kriegen sind. Nach einer Stunde bekamen die Wiener Netze die Probleme wieder in den Griff. Die Regie wollte es, dass die Partie mit exakt 90 Minuten Verspätung, also einer regulären Spielzeit, doch noch in Gang kommen sollte. Eine Ursache für den Stromausfall wurde vorerst nicht genannt. „Selbstverständlich tut es uns leid. Es war eigentlich alles angerichtet für ein Fußballfest beim ersten Heimspiel von Teamchef Ralf Rangnick“, sagte der ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold zur Verzögerung, die klarerweise nicht auf ein Verschulden des österreichischen Fußballverbandes zurückzuführen war.