Seit Freitag sind Sie ganz offiziell nicht mehr Teamchef des ÖFB-Nationalteams. Was machen Sie mit der neu gewonnen Freizeit, nachdem Sie zuletzt siebeneinhalb Jahre ohne Pause als Trainer tätig waren?
FRANCO FODA: (lacht) Der Plan ist es, einfach abzuschalten und sich mit anderen Themen zu beschäftigen.

Welches Resümee ziehen Sie nach Ihrer viereinhalb Jahre andauernden Amtszeit als Teamchef?
Wie mein Abschied abgelaufen ist, hat mich sehr berührt. Einen schöneren Abschied hätte ich mir nicht wünschen können. Es überwiegt das Positive. Ich kann ruhigen Gewissens in den Spiegel schauen.

Inwiefern?
Wie die Mannschaft nach dem 0:2 gegen Schottland alles gegeben hat, um meinen Abschied so positiv wie möglich zu gestalten, zeigt ihren Charakter. Ich bin stolz auf diese Truppe und habe die Zeit mit allen Spielern sehr genossen. Es hat viele persönliche Gespräche mit Spielern und Betreuern gegeben in den letzten Tagen. Spieler haben angerufen und Nachrichten geschrieben und haben sich bedankt. Ich kann das alles nur zurückgeben. Ich habe in dieser Zeit sehr viel mitgenommen und dazugelernt. Ich habe es geliebt, mit den Spielern, den Betreuern oder auch mit Fritz – unserem Koch, der uns immer hervorragend versorgt hat – zusammenzuarbeiten.

Was sagt das über das zwischenmenschliche Verhältnis aus?
Das beweist, dass wir einen harmonischen, respektvollen und ehrlichen Umgang miteinander hatten. Dieses Verhältnis ist am Ende ja wichtiger als alle Erfolge, die wir gemeinsam gefeiert haben.

Auf welchen Erfolg sind Sie am meisten stolz?
Da hat es so viele Höhepunkte gegeben. Das erste Spiel gegen Uruguay, der Sieg gegen Deutschland, die geschaffte EM-Qualifikation, der Nations-League-Gruppensieg und auch die EM selbst werden mir immer in Erinnerung bleiben.

Sie haben Österreich bei der EM erstmals in ein Achtelfinale geführt ...
... und damit haben wir die Menschen sehr glücklich gemacht. Die Stimmung war einfach unfassbar. Aber im Fußball kippt die Stimmung dann auch relativ schnell.

Sie sprechen es an: Zuletzt hat es von Ex-Spielern wie Roman Mählich, Marc Janko oder Florian Klein, die nun journalistisch tätig sind, Kritik gegeben, was Sie wiederum kritisiert haben. Nun wirft man Ihnen vor, dünnhäutig zu sein und die Meinungsfreiheit infrage zu stellen. Was sagen Sie dazu?
Natürlich darf jeder seine Meinung äußern. Es geht aber um respektvollen Umgang. Mit Kritik müssen Trainer umgehen können, sie dürfen auch nicht alles persönlich nehmen. Deshalb habe ich mich zu vielen kritischen Anmerkungen nicht geäußert. Aber: Wir dürfen und müssen uns auch nicht alles gefallen lassen. Es war nicht immer nur sachliche Kritik. Roman Mählich war ja selbst Trainer und Spieler. Deshalb sollte er wissen, dass im Fußball Theorie und Praxis zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Es geht um das Flaggschiff Nationalteam. Da sollten alle zusammenstehen, um das Bestmögliche für Österreichs Fußball herauszuholen.

Die WM-Teilnahme in Katar wurde verpasst, also Gruppenduelle gegen England, die USA und den Iran.
Klar hätten wir uns gerne mit diesen Gegnern gemessen. Eine Weltmeisterschaft wäre ein weiterer Höhepunkt gewesen.

Was werden Sie eigentlich nicht vermissen am Teamchefposten?
Die lange Wartezeit zwischen November und März, in der es keine Länderspiele gibt und in der du nicht auf dem Platz arbeiten kannst. Und auch das letzte Jahr, das schwierigste in meiner Trainerkarriere. Wir hatten das Coronathema, nur wenige oder gar keine Zuschauer durften ins Stadion, den Menschen ging es nicht gut. Sportlich hat es im Team viele Verletzte und Kranke gegeben. Wir mussten so viel kurzfristig ändern und improvisieren. Aber letztlich relativiert sich ohnehin alles.

Wie meinen Sie das?
Schon Corona hat für großes Leid gesorgt. Aber der Krieg in der Ukraine ist die größte Tragödie. So viele unschuldige Menschen müssen sterben, viele verlieren ihr ganzes Hab und Gut. Es ist unvorstellbar traurig. Und die wirtschaftlichen Folgen für die ganze Welt sind ein weiteres Dilemma. Ich hoffe, dass der Krieg so schnell wie möglich beendet wird. Wenn man das sieht, muss man den Fußball in anderem Licht betrachten.

Der Ball rollt weiter. Der ÖFB muss Ihren Nachfolger finden. Wer soll es werden?
Mit Marcel Koller und mir hat der ÖFB richtige Entscheidungen getroffen und viele Erfolge gefeiert. Gemeinsam waren wir mehr als zehn Jahre für Österreich tätig. Ich bin überzeugt, dass der ÖFB wieder eine gute Entscheidung treffen wird.

Worauf freuen Sie sich jetzt?
Auf mehr Zeit für meine Frau, Söhne und Enkelkinder. Man hat zwar als Trainer auch Freizeit, aber man ist in Gedanken praktisch immer bei der Arbeit. Jetzt kann ich einmal komplett entspannen, ohne permanent an Fußball zu denken. Mit meiner Frau werde ich jetzt einmal Urlaub machen. Auch wenn sie sicher ein bisschen mit mir schimpfen wird (lacht).

Warum?
Weil ich auch im Urlaub bestimmt das eine oder andere Fußballspiel im Fernsehen anschauen werde. Ich kenne mich. Fußball begleitet mich mein ganzes Leben, ist wichtiger Teil meines Lebens. Das wird sich nicht mehr ändern.

In welcher Rolle werden wir Sie in Zukunft sehen?
Ich kann mir vorstellen, sowohl als Klubtrainer als auch als Teamchef zu arbeiten. Ich bin für alles offen.