Zu den Tätigkeiten eines Fußball-Teamchefs gehört bisweilen auch die akribische Kleinarbeit. In sehr intensiven Sitzungen hat Franco Foda gemeinsam mit seinen Assistenten Thomas Kristl und Imre Szabics binnen 24 Stunden nicht nur den kurzfristig als Norwegens Teamchef eingesetzten U21-Trainer Leif Gunnar Smerud, sondern auch jeden einzelnen Akteur der komplett neuen gegnerischen Mannschaft unter die Lupe genommen.

Es gibt Programme, die derartige Analysen auch in einem so kurzen Zeitraum ermöglichen. Daher ist das norwegische Stegreif-Team auf der Prater-Bühne des Ernst-Happel-Stadions für die Österreicher keine unbekannte Größe mehr. Und Foda weiß Bescheid über die Stilmittel von Norwegens Interimscoach.

Das norwegische Team war also schwer getroffen durch die Härte der Regierung und es erhielt durch die Quarantäne der ursprünglichen A-Auswahl gegen Österreich ein äußerst seltsames Alleinstellungsmerkmal. Aber nicht zum ersten Mal in der Geschichte des europäischen Fußballs muss eine Not-Elf aufgeboten werden.

Zehn Österreicher sagten ab

Es begab sich 2001, da war ausgerechnet Österreich in eine vergleichbare Zwickmühle geraten. Allerdings waren die Umstände natürlich völlig anderer Natur, die erste Variante des Coronavirus (Sars Cov-1) sollte eineinhalb Jahre später auftauchen.

Es ging um das letzte entscheidende Gruppenspiel in der Qualifikation für die WM 2002 in Japan und Südkorea. Wegen der damals heiklen politischen Lage in Israel hatten zehn Spieler dem damaligen Teamchef Otto Baric abgesagt, dies waren Roland Kirchler, Walter Kogler, Robert Ibertsberger, Edi Glieder, Alfred Hörtnagl, Harald Cerny, Martin Hiden, Christian Mayrleb, Didi Kühbauer und Günther Neukirchner, vier weitere fielen wegen Sperren oder Verletzungen aus. Von der eigentlichen Top-Auswahl blieben aber immerhin noch Andi Herzog sowie das SK-Sturm-Trio Ivica Vastic, Markus Schopp und Mario Haas über.

Durch ein Last-Minute-Tor von Herzog zum 1:1 schaffte Österreich in feindseliger Atmosphäre den Einzug ins WM-Play-off, in dem allerdings dann gegen die Türkei mit einem 0:1 im ausverkauften Happel-Stadion und einem 0:5-Debakel in Istanbul das bittere Aus kam. Dies bedeutete auch das Ende der Teamchef-Ära von Baric.