Es ist die Kunst, das große Ganze zu sehen und auf die kleine Fußballwelt eines österreichischen Bundesliga-Klubs zu übertragen. „Ich will wissen, was im internationalen Fußball vor sich geht, wie sich der Sport weiterentwickelt“, sagt Christian Ilzer, der noch neue Co-Trainer des WAC. Als Assistent von Heimo Pfeifenberger bekleidet der 38-jährige Steirer eine immer mehr an Bedeutung gewinnende Funktion innerhalb des Betreuerstabs eines Fußballvereins.

Mitentscheidend für das sportliche Wohlergehen ist die Arbeitsteilung, denn parallel zur Steigerung der Spielgeschwindigkeit haben im modernen Kick-Zeitalter die Ansprüche und Anforderungen an das Trainerteam enorm zugenommen. „Der Aufgabenbereich wäre von einem Einzelnen nie mehr zu bewältigen“, sagt Ilzer.

Gegner-Studium

Während der Chefcoach vor allem für die soziale Komponente verantwortlich zeichnet und die maßgeblichen Entscheidungen trifft, ist der Fokus des Co-Trainers auf die umfassende Detailarbeit gerichtet. Besondere Bedeutung misst Ilzer der Match-Analyse bei. Dabei wird der jeweilige Gegner höchst aufmerksam studiert. Der bisweilen von so manchem Trainer leichtfertig hingeworfene Satz, sich „auf das eigene Spiel konzentrieren“ zu wollen, habe, so urteilt Ilzer, weder Gültigkeit noch Berechtigung. „Damit kann ich mich nicht identifizieren. Ich muss ja wissen, was der Gegner vorhat und will erfahren, wo ich ihm wehtun kann.“ Das wird dann auch praktisch geübt, wenn im Training eine Elf den ersten Frühjahrsgegner Rapid simuliert, die andere den WAC. „Je weniger ich selbst kontrollieren kann, umso größer ist die Macht des Zufalls“, sagt der Assistent.

Plädoyer für den Instinkt

Ausgangspunkt ist für llzer immer der Wettbewerb, also ein echtes Fußballmatch. Das Entscheidende aber geschieht bei der praktischen Umsetzung des Beobachteten. „Wie lege ich das Spiel mit dem Ball an, wie jenes gegen den Ball, wie sollen die Standardsituationen ablaufen?“ Im Zusammenspiel mit dem Studium des Gegners wird dann der Matchplan entwickelt. „Die eigene Leistung ist planbar“, so der „Co“ und damit bis zu einem gewissen Grad auch der Erfolg. „Dazwischen steht halt dann auch noch der Gegner.“Doch natürlich lebt das Fußballspiel auch von den Überraschungsmomenten. „Den Instinktfußball darfst du nie ausdämpfen, das Individuum muss leben können“, sagt Ilzer und meint damit frei heraus „sich ausleben“.

Christian Ilzer war schon zuvor, in Wiener Neustadt, Pfeifenbergers rechte Hand. „Wir passen einfach sehr gut zusammen. Heimo und ich denken identisch“, meint der Assistent, der auf internationaler Ebene aktuell die Arbeitsweise von Pep Guardiola favorisiert. „Früher hat mir der Jose Mourinho sehr imponiert, aber mittlerweile kann ich mit seiner Art, Fußball spielen zu lassen, nicht mehr viel anfangen.“

Neben dem scheidenden Bayern- und baldigen ManCity-Trainer zählen auch Dortmund-Coach Thomas Tuchel sowie der ehemalige Salzburg- und jetzige Leverkusen-Betreuer Roger Schmidt zu den Leitfiguren. „Es ist wichtig, dass die Mannschaft zu einer Einheit wird“, sagt Ilzer, und: „Du musst immer aktiv bleiben.“

HUBERT GIGLER